Stadtkreis Harburg. 153
Salzhausen, Dorf mit 594 lutherischen Einwohnern, hat im Süden
und Westen bedeutende Waldungen.
Ramelsloh, Dorf mit 583 lutherischen Einwohnern, ist die älteste kirch¬
liche Stiftung im Lüneburgscheu. Hierher flüchtete Bischos Ansgar von Ham¬
burg beim plötzlichen Andringen der Seeräuber, hier gründete er ein Kloster,
wo er seine Missionsschule wieder beginnen konnte, und von hieraus wollte ei¬
sern Bistum verwalten. Die alten Stiftsgebäude sind bis aus die Kirche ver¬
schwunden. !)
Pattensen, altes Dorf mit 644 lutherischen Einwohnern. Der frühere
herzogliche Hof diente als Gerichtsplatz.
Drage 518, Fliegmberg 574, Handorf 576, Hoopte 504, Putensen 644, Stelle 938,
Toppenstedt 445, Wittorf 582 Einwohner.
p. Stadtkreis Harburg.
Harburg liegt Hamburg gegenüber an der Süderelbe und am Sevekanale.
Hier tritt auf eine kurze Strecke die trocken und höher liegende Geest hart an
die Elbe; die Lage der Stadt ist demnach eine durch die Natur bedingte, von
hier war mit Hülfe der Inseln Hamburg leicht zu erreichen. Schon der Dänen-
tonig Waldemar II., der in Harburg ein festes Schloß baute, verband die beiden
Elbufer durch eine Brücke. Eine von dem französischen Marschall Davoust im
Jahre 1813 auf 855 Pfahljochen erbaute 5100 m lange Brücke wurde 1816
wieder abgebrochen. Eine Eisenbahnbrücke und Dampffähren vermitteln jetzt
den Verkehr zwischen den beiden Nachbarstädten. Erst in den letzten fünfzig
Jahren hat sich Harburg zu einer bedeutenden Fabrik- und Handelsstadt ent¬
wickelt; Korrektionen des Fahrwassers der Elbe und die Eisenbahn haben die
Stadt gehoben. Die Einwohnerzahl betrug im Jahre 1820 3600, im Jahre
1850 3000, 1860 8000, 1870 16000, 1880 19000, ,1885 22341. Har¬
burg war früher befestigt: das von Herzog Otto dem Älteren 1527 gebaute
Schloß, das jetzt als Beamtenwohnung benutzt wird, bildet mit seinen Gräben
und Wällen den Rest der Festungswerke. — Unter den Fabriken der Stadt
sind zu erwähnen: Palmkern- und Kokosnußölfabriken, chemische Fabriken, Eisen¬
gießereien, Maschinenfabriken, Glasfabrik, Jutefabrik (2000 Arbeiter) u. f. w.
Der Handel beschäftigt sich besonders mit englischen Waren und Produkten, mit
Getreide, Kolonialwaren und Fischen. Der mit drei Schleusen versehene Hasen
ist mit großen Opfern den Seeschiffen zugänglich gemacht. — Unter den
22341 Einwohnern sind 20920 Lutheraner, 1030 Katholiken, 223 Juden u. s. w.
Harburg hat ein Realgymnasium, eine Gewerbeschule, Handelsschule, höhere
Töchterschule. — Die Stadt, welche teils auf Moorboden, teils auf Geestboden
liegt, ist einem häufigen Witterungswechsel und vielem Nebel ausgesetzt; die
Lage an dem breiten Elbflnffe, die nicht gar weite Entfernung vom Meere, die
bis hierher reichende Ebbe und Flut üben auf den Witterungswechsel großen
Einfluß. Die neben der Stadt liegende bewaldete Anhöhe „Schwarzenberg"
gewährt eine der reizendsten Fernsichten in Norddeutschland. Diese Anhöhe bildet
den Anfang einer die Elbe stromabwärts begleitenden Anhöhe (Hacke, Emme).-)
1) Mithoff IV, S. 239.
2) „Harburg und Umgegend", Danckwerts Buchhandlung in Harburg. — Görges,
Vaterländische Geschichten III, <&. 81. — Guthe-Renner, Lande Braunschweig und
Hannover, S. 115.