Full text: Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Diese konstantinische Basilika, die 1500 abgebrochen und erneuert 
wurde, diente als Hauptkirche der katholischen Christenheit in vielen 
Fällen bei Neubauten zum Vorbild. Eine andere Basilika Roms 
aus dem 4. Jahrhundert, die P a u l s k i r ch e, brannte 1823 nieder, 
wurde aber nach dem alten Plane wieder aufgebaut. Von den 
römischen Basiliken unterscheidet sich die Sophienkirche in 
Konstantinopel dadurch, daß in ihr nicht die Langhausform, sondern 
die Zentralanlage mit Kuppelbau vorherrschte und an die Stelle 
der flachen Holzdecke die Gewölbekonstruktion trat. 
Die christlichen Basiliken legten den Hauptwert auf die Ge¬ 
staltung des Innern, namentlich auf die Wirkung des Altars, 
also derjenigen Stätte, „wo Frieden, Vergebung der Schuld und 
Hoffnung auf die Zukunft geboten wurde". Das Äußere blieb 
ohne Schmuck, vermied man doch sogar die Verkleidung mit Mörtel, 
so daß die Gotteshäuser, von außen gesehen, schmucklose Roh¬ 
bauten darstellten. Ihnen fehlte ursprünglich auch der Turm. 
Man nimmt an, daß er in den unruhigen Zeiten der Völker¬ 
wanderung hinzugekommen ist, damit von ihm aus — wie bei 
den späteren Burgen — das Nahen einer Gefahr rechtzeitig be¬ 
obachtet und die Gemeinde durch Glockenzeichen gewarnt oder auch 
zusammengerufen werden konnte. 
c) Der romanische Stil. 
An die Basilikabauten der römischen Christen knüpfen die 
deutschen Kirchenbauten au. Wenn auch die Germanen vielfach als 
Eroberer die alte Kulturwelt betraten, so waren sie doch keineswegs 
rohe Barbaren, die nur Freude am Zerstören fanden, sie blickten 
im Gegenteil mit scheuer Achtung auf die Denkmäler bildender 
Kunst; und als sie dann zur Ruhe gekommen waren und ein 
eigenes Kulturleben begannen, wurden sie in vieler Hinsicht von 
Rom aus beeinflußt. Das kam namentlich unter Karl d. Gr., 
dessen Kulturbestrebungen auch eine rege Bautätigkeit herbeiführten, 
zum Ausdruck, ließ doch der große Kaiser Gelehrte und Bau¬ 
meister aus Italien kommen, auch römisches Baumaterial* wurde 
unter ihm nach dem Frankenreiche gebracht. Zu seiner Zeit ent¬ 
standen mit der Ausbreitung des Christentums zahlreiche Kirchen¬ 
bauten. Freilich geriet die Entwicklung der Baukunst mit dem 
Zerfall des Karolingerreiches und infolge der verheerenden Raub¬ 
züge der Normannen und Madjaren bald wieder ins Stocken; aber 
nach der Erstarkung Deutschlands unter den sächsischen Kaisern 
wurde die Verbindung mit Rom von neuem hergestellt, und das
	        
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