Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Deutschland lauten Jubel aus, und die Vaterlandsfreunde glaubten, 
daß die Zeit der allgemeinen Erhebung gekommen sei. Wohl dachte 
der König von Preußen an den Krieg; aber alle Erwägungen 
ließen ihn zu der Überzeugung kommen, daß man noch nicht stark 
genug sei. Nur die Tiroler, die 1805 an Bayern gekommen waren, 
erhoben sich gegen die französische Herrschaft. Das Volk der Berge, 
Männer wie Fraueu, wagte einen wilden Verzweiflungskampf und 
errang auch einige glänzende Erfolge, da die engen Gebirgstäler 
dem Feinde verderblich waren. Aber unterdessen besiegte Napoleon 
den Erzherzog Karl bei Wagram, worauf Österreich in einen 
demütigenden Frieden mit neuen Landabtretungen willigte. Die 
Tiroler setzten jedoch den Kampf fort, und unter Führung tapferer 
Männer, namentlich des Sandwirts AndreasHofer, entbrannte 
unter ihnen ein allgemeiner Volksaufstand. Seine Kraft brach je¬ 
doch unter der Übermacht der Feinde zusammen. Das Napoleonische 
Mittel, die Gewinnsucht anzustacheln, versagte auch diesmal nicht. 
Andreas Hofer, der sich in einer Almhütte verborgen hatte, fiel 
dnrch Verrat in die Hände der Franzosen. In der Festung Mantua 
wurde er am 20. Februar 1810 erschossen. Als ein Märtyrer der 
Vaterlandsliebe lebt er im deutschen Volke fort. 
Auch in Deutschland züngelte an verschiedenen Stellen die 
Flamme der Erhebung empor. Der Leutnant Karl von Katte 
suchte mit einer tapferen Bauernschar die Festung Magdeburg zu 
überrumpeln. Der Oberst von Dörnberg rückte, um die west¬ 
fälische Regierung zu stürzen, mit einem Banernanfgebot gegen 
Kassel; aber beide Unternehmungen mißlangen. Herzog Fried¬ 
rich Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des bei Auer- 
ft ädt verwundeten Feldherrn, bildete 1809 in Böhmen ein Frei¬ 
korps, dessen Zugehörige schwarze Uniform mit einem Totenkopf 
am Tschako trugen, kämpfte zuerst auf Österreichs Seite und schlug 
sich nach dem Waffenstillstand nach Norddeutschland durch bis Eng¬ 
land. Am bekanntesten aber ist die mutige Erhebung des Majors 
Schill, der schon 1806 int Pommerschen einen verwegenen Klein¬ 
krieg gegen die Franzosen geführt unb sich dann bei der Ver¬ 
teidigung von Kolberg ausgezeichnet hatte. 1809 führte er das 
Husarenregiment, an dessen Spitze er gestellt worden war, aus 
Berlin heraus, hielt eine zündende Ansprache und begann so auf 
eigene Hand den Krieg gegen Napoleon in der Meinung, daß es 
nur eines Anstoßes bedürfe, um den König zum Losschlagen zn 
bewegen. Zahlreiche Freiwillige schlossen sich ihm an. Da aber
	        
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