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warme Sonnenschein lockte ganze Züge von Fischen aus dem Grunde 
in die Fluten hinauf, und die Fische jagten sich in dem hellen Wasser 
und spielten und scherzten. Unser Fischreiher sah manchen fetten Hecht, 
den er sich mit leichter Mühe holen konnte; aber „Hechte?“ sagte er 
und wendete Hals und Kopf von einer Seite zur andern, „Hechte? 
nein, Hechte mag ich nicht! Es muß ein Karpfen sein!“ Er stand und 
lauerte auf einen Karpfen; aber Karpfen wollten nicht kommen, Karpfen 
waren nicht da. Indessen der Hunger war da und wurde immer 
größer und größer. 
„Nun, so will ich denn einen Hecht nehmen, weil es nicht anders 
sein soll!“ sagte unser Fischreiher; aber die Hechte waren auf den 
Grund gegangen, und keiner war mehr da. AWer Schleien, schöne, fette 
Schleien waren noch genug da und schwammen im Wasser dahin. 
„Schleien? Schleien?“ sagte der leckere Züngler, „a, die möchte ich eben! 
Das wär' geräde eine Speise für eine Zunge, die Geschmack hat! 
Ziehet hin in Frieden! Und wenn es fehlt, kann ich wohl euresgleichen 
och haben!“ Und die Schleien zogen unangetastet dahin, wiewohl an 
ihm der Hunger immer stärker nagte. 
Jetzt ging unser Reiher immer tiefer und tiefer in den Bach hinein, 
und es zeigten sich zuleßt nur noch Gründlinge!. „Gründlinge nun 
gar!“ sagte der Reiher zu sich selbst. „Gründlinge? Behüt' mich Gott! 
Ich werde mich sehr in acht nehmen, einen einzigen nür anzurühren. 
Gründlinge gehören eben für Fischreihers Magen!“ 
über seinen stolzen Bedenklichkeiten waren alle Fische auf den 
Grund gegangen, und es ließ sich keiner mehr sehen. Aber der Hunger 
war nicht mit den Fischen fortgegangen, sondern nagte und plagte ihn 
so sehr, daß er es nicht mehr aushalten konnte. Nicht Hecht, nicht 
Schleie;, nicht Gründling war mehr da — nur noch ein paar Frösche 
fanden sich, mit welchen er zuletzt vorlieb nehmen mußte. n 
hr. 
172. Der Rarpfen. 
Der Karpfen lebt, wie alle Fische, im Wasser. Dazu ist auch 
sein Körper eingerichtet. Er ist Länglichrund, an den Seiten 
zusammengedrückt und hat einen zugespitzten. dreieckigen 
Kopf. Auf dôm gebogenen Rücken befindet sieb eine lange 
Rũckenflosse mit einem scharfen Stachel. So kann er das Wasser 
leicht durchsehneiden wie ein Schifflein. Die Brust- und Baucb-— 
flossen sind die Ruder, die gabelige Schwanzflosse ist das Steuer 
und die Rückenflosss das Segel Gewils habt ihr, wenn die 
Mutter den Weihnachtskarpfen ausgenommen bat, auch schon 
seine Luftblase gesehen. Wenn ihr sie zertretet, so knallt's. 
Das kommt von der Luft, die darin eingeschlossen ist. Diese 
Schwimmblase ist dem Eische gar notwendig. Will er vämnlich 
heraufschwimmen nach der Oberfläche des Wassers, so bläht er 
1) Gruündlinge oder Grundeln — aalförmige Süßwasserfische, welche ihre 
Eier in ein auf dem Grunde der Gewässer gemachtes Loch legen. Ihr Fleisch ist 
wenig schmackhaft.
	        
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