Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) [bis zum Westfälischen Frieden] (Bd. 2)

98 Deutschland unter Königen aus verschiedenen Häusern. 
Friedrich den Schönen von Österreich als Thronbewerber auf; die Mehr- 
heit wählte den Herzog Ludwig (III.) von Bayern. Damit gelangten 
die Wittelsbacher zum ersten Male in den Besitz der deutschen und der 
Kaiserkrone. 
Bayern unter den Wittelsbachern seit 1180. Otto I. (1180—1183) wurde 
bei seiner Erhebung zum Herzog (Belehnung zu Menburg i. Sachsen) von den 
bayerischen Landen allenthalben freudig begrüßt. Waren doch seine Ahnend, 
die Schyren (Luitpoldinger; vgl. S. 43) schon Herzöge von Bayern gewesen 
und hatten sich, namentlich im Kampfe gegen die Ungarn, um Bayern wohl 
verdient gemacht. Auch hatten mehrere von ihnen, wie auch Otto I. selbst, das 
wichtige Pfalzgrafenamt in Bayern bekleidet und sich durch Treue gegen Kaiser 
und Reich ausgezeichnet. Ms Herzog verbesserte Otto die Verwaltung und Rechts¬ 
pflege und gründete die Städte Landshut (mit der Burg Trausnitz) und Kel- 
heim. — Sein Sohn Ludwig I. der Kelheimer (1183—1231), benannt nach seinem 
1214 Geburtsort, wurde von Kaiser Friedrich II. mit der Psalzgrafschaft bei Rheins 
belehnt, war eine Zeitlang Vormund des Kaisersohnes Heinrich (somit auch 
Reichsverweser) und starb zu Kelheim durch Mörderhand. — Ludwigs Sohn und 
Nachfolger Otto II. der Erlauchte (1231—1253) erhielt durch die Vermählung 
mit der welfischen Erbtochter Agnes (Hochzeit zu Straubing 1225) die zur Pfalz¬ 
grafschaft bei Rhein gehörigen Lande. Seine Tochter Elisabeth heiratete den 
Hohenstaufen Konrad IV., sodaß nach dem Tode des unglücklichen Konradin ein 
großer Teil der staufischen Hausgüter an die Wittelsbacher fiel. 
Durch die Söhne Ottos II. (Ludwig und Heinrich) erfolgte die erste Zeitung 
1255 Bayerns, wobei Ludwig II. der Strenge (1253—1294) Oberbayern, R^RHein- 
pfalz und einen Teil des Nordgaues (der späteren Oberpfalz), Heinrich XIII. 
(1253—1290) Niederbayern und den Rest des Nordgaues erhielt. Ludwig residierte 
abwechselnd zu München und Heidelberg, Heinrich zu Landshut. Heinrichs XIII. 
Sohn Otto III. gab seinen Landständen (Vertretern des Adels, der Geistlichkeit 
1311 und der Städte) die sog. Ottonische Handfeste, worin er ihnen hauptsächlich 
das Recht der Steuerbewilligung zugestand. Nach dem Aussterben der nieder- 
bayerischen Linie (1340) fiel das Land wieder an Oberbayern. Ludwig der Strenge 
erhielt seinen Beinamen teils von dem tatkräftigen Auftreten gegen die Raub- 
ritter, mehr noch von einer übereilten Tat: er ließ nämlich infolge eines Miß- 
Verständnisses seine unschuldige (erste) Gemahlin Maria von Brabant zu Donau¬ 
wörth hinrichten; als er aber dann seinen Irrtum erkannte, baute er zur Sühne 
das Zisterzienserkloster Fürstenfeld bei Bruck (westl. v. München). 
Die Söhne Ludwigs des Strengen, Rudolf und Ludwig in. der Bayer 
regierten eine Zeitlang gemeinsam. Als jedoch Ludwig, der als Freund der Städte 
galt, die ihm zustehende Vormundschaft über die minderjährigen niederbayerischen 
Prinzen antreten wollte, suchten die niederbayerischen Adeligen den Herzog Fried- 
Seit dem 10. Jahrh. hießen die Luitpoldinger nach ihrem Stammsitz Grafen 
v. Scheyern. Als sie dorm(1113) Scheyern in ein Benediktinerkloster umwandelten, nannten 
sie sich nach der (1110) neuerbauten Stammburg Grafen v. Wittelsbach. 
*) Das von Otto d. Gr. errichtete lothringische Pfalzgrafenamt kam 1155 an Friedrich 
Barbarossas Halbbruder Konrad, der verschiedene Gebiete am Rhein, an der Nahe und 
am unteren Neckar besaß; er nannte sich fortan „Pfalzgraf bei Rhein". Bon ihm ging 
die Pfalzgrafschaft bei Rhein an die Weifen und von diesen an die Wittelsbacher über.
	        
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