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Wonnen und damals Norddeutschland von den plündernden und
raubenden Franzosen befreit hat. Für seine Soldaten sorgte er
stets auf das treulichste. Als einst ihre Kleidungsstücke und
Schuhe zerrissen waren, und auch an Nahrungsmitteln Mangel
war, liess der Herzog Röcke, Hosen, Strümpfe und Stiefel für die
Soldaten anfertigen, Feldbäckereien einrichten, Gemüse und Fleisch
unter die Soldaten verteilen und ihren Sold täglich um 6 Pfennige
erhöhen. Auch besuchte er die Soldaten im Lager, forderte sie
oftmals auf: „Kinder, kocht nur Fleisch zu den Kartoffeln,“ und
ermunterte sie, indem er sagte: „Ihr sollt hier nicht mehr lange
frieren, ich werde euch bald in bessere Quartiere führen, folgt
mir nur!“ Als die Soldaten sahen, dass der Herzog so treu für
sie sorgte, fassten sie wieder frischen Mut und begrüfsten ihn,
wenn er sich in dem Lager sehen liess, mit dem Zurufe: „Vivat
unser Vater Ferdinand!“
In späteren Jahren trat er aus dem Militärdienste aus und
lebte teils in der Burg Dankwarderode, teils in seinem Schlosse
zu Vechelde, auch unternahm er grössere und kleinere Reisen.
Während seines Aufenthaltes in Braunschweig verkehrte er
auch mit einfachen Leuten aus dem Volke in leutseligster Weise.
Einst traf er einen Tischlerlehrling von der Langenstrasse in
seinem Schlosse in Braunschweig, der den Fussboden ausgebessert
hatte und nun die im Zimmer umherliegenden Spielkarten zu¬
sammensuchte. Auf die Frage des Herzogs, was er damit machen
wolle, entgegnete der Lehrling, er wolle für die Kinder seines
Meisters ein Kartenschloss daraus bauen. „Nun,6 sagte der
Herzog, „wenn du so geschickt bist, so baue doch einmal die
Burg Dankwarderode aus Karten.“ Der Lehrling machte sich so¬
gleich ans Werk, und als der Herzog nach einigen Stunden wieder¬
kam, war die Arbeit fertig. Selbst der Verbindungsgang nach
dem Dome und die 5 Schornsteine auf dem Gebäude fehlten nicht.
Der Herzog belobte den geschickten Kartenbaumeister, schenkte
ihm zwei Goldstücke und liess ihn das Kartenhaus für die Kinder
seines Meisters zum Spielen mit nach Hause nehmen. Zugleich
schickte er einen Boten mit zum Meister des jungen Mannes, da¬
mit er diesen wegen des langen Ausbleibens bei demselben ent¬
schuldige.
Gegen seine Diener war der Herzog meistens sehr nachsichtig,
stand bei ihren Kindern Gevatter und liess ihnen nach ihrem
Tode einen Denkstein auf ihr Grab setzen. Als er eines Tages
bei Tisch sass, liess er einen alten Diener rufen, der ihm Nach¬
richt über eine Angelegenheit geben sollte, von der man soeben
sprach. Der Alte kam aber nicht, und als der Herzog nach dem
Grunde des Ausbleibens fragte, zuckte der Bote die Achseln. Als
der Herzog nun weiter nachforschte, erfuhr er, dass der alte
Mann, der eben bei Tische sass, geantwortet habe: „Itzunder äten