12 Geographisches und Naturgeschichtliches.
die seltenen Pflanzen zu bestimmen hatte. Nicht allein den prachtvollen
ausländischen Gewächsen widmete er seine Aufmerksamkeit, auch dem
kleinsten Kraute wie dem bescheidenen Moose in Wiese und Wald in der
Umgebung unserer Stadt schenkte der rastlose Forscher eingehende
Beachtung.
Aus einem Spaziergange — es war am 15. September 1779 —
kam Ehrhart in das Limmer Gehölz. Ein Sumpf, dem er sich näherte,
schien ihm einige Ausbeute an Moosen zu versprechen; er näherte sich,
und der dein Wasser entströmende Geruch verriet ihm das Vorhandensein
der Schwefelquelle. Eine Probe mit einem Dreigroschenstücke, das in
kurzer Zeit stark anlief, bestätigte seine Vermutungen über den Schwefel¬
gehalt des übelriechenden Wassers. Voll großer Freude pries der Ent¬
decker diesen Gesundbrunnen als das göttliche Gnadengeschenk, dessen
vernünftiger Gebrauch vielen tausend Lahmen, Verwundeten oder mit
Aussatz behafteten Kranken ihre verlorene Gesundheit wieder schenken
würde. Die chemische Untersuchung des Schwefelwassers ergab dann
auch, daß dasselbe an Gehalt dem besten Deutschlands kaum nachstehe.
Nun wurde das Bad von dem einflußreichen Arzt Zimmermann empfohlen,
und die Regierung ließ die Quelle einfassen und Bade- uud Trinkanlagen
einrichten.
Zu Anfang unseres Jahrhunderts kam das Bad so stark in Auf¬
nahme, daß an 6000 Bäder jährlich verabreicht wurden. Das war
auch die Blütezeit Limmers. Später nahm der Besuch des Bades ab,
und auch jetzt scheint, trotz der Anlage größerer Bauwerke und der
elektrischen Bahn, kaum Aussicht vorhanden zu sein, daß das Bad
wieder die Ausdehnung und den Ruf gewinnen wird, den es ehemals hatte.
8. Oie ^sphaltgruben.
In früheren Jahren wohnte auf dem Limmerbrunnen ein alter,
ausgedienter Soldat, Namens Henning. Er betrieb die kleine Gast¬
wirtschaft des Badehauses und benutzte die viele freie Zeit, die ihm sein
Beruf ließ, zu Streifereien durch die nächste Umgebung. Mit offenem
Sinne gab er auf alles acht, was die Natur seiner engeren Heimat bot.
Im Jahre 1843 fand er auf der Höhe des Velber Berges Spureu
eines Gesteins, dessen starker Petroleumgeruch seine Aufmerksamkeit er¬
regte. Henning wandte sich mit seinem Funde an das Polytechnikum
zu Hannover und hörte dort, daß er ein Asphaltlager entdeckt habe.
Dieser glückliche 'Zufall brachte ihm bedeutenden Gewinn ein. Bald
bildeten sich Gesellschaften, welche die mächtigen Asphaltlager ausbeuteten
und das gewonnene Rohmaterial in Fabriken verarbeiteten. — Wir
wenden uns nun den Asphaltgruben selbst zu.
Bei einer Wanderung über die Limmer Hügel werden wir plötzlich
durch einen unerwarteten Anblick überrascht. Auf eine weite Strecke
öffnet sich der Boden; steil fallen die Wände nach allen Seiten hin ab,
und unten, in einer Tiese von etwa 40 rn, zeigt sich ein reges Leben.
Scharen von Arbeitern sind damit beschäftigt, den Felsen zu sprengen