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Wie in Stein gehauen saß Heribald und schaute unverzagt den selt-
samen Gestalten entgegen. Nachdenken über vollendete menschliche Schön-
heit hatte ihm noch keine schlaflose Nacht verursacht, was aber jetzt aus
ihn zukam, deuchte ihm so häßlich, daß er ein langgedehntes „Erbarme dich
unser, o Herr!" nicht zu unterdrücken vermochte. — In den Sattel ge-
bückt saßen die fremden Gäste, aus Tierfellen das Gewand, hager, dürr
und klein die Gestalt, viereckig der Schädel, das Haar steif struppig herab-
hängend; gelb glänzte das unfertige Gesicht, als wäre es mit Talg ge-
salbt; verdächtig schauten sie aus den kleinen, tiesliegenden Augen in die
Welt hinaus. An Augsburgs Wällen und des Bischofs Gebet waren
ihre vereinten Waffen zerstiebt, jetzt durchzogen sie hordenweis das Land.
Ein wildes Klingen, wie Zymbelschlag und Geigenton, zog mit ihnen,
es klang schrill und scharf wie Essig; denn der Hunnen Ohr war groß,
aber nicht feinfühlig, zur Musika wurden nur die verwendet, die des
Reiterdienstes untüchtig waren. — Hoch über dem Heerhaufen wallte die
Fahne mit der grünen Katze im roten Felde, bei ihr ritten etliche der
Unsichrer, Ellaks und Hornebogs hervorragende Gestalten.
Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuse wälzte sich jetzt der
Hunnenzug in den Klosterhof. Da wards dem guten Heribald nimmer ganz
geheuer: „O Camerarins", rief er, „und weigerst du mir das nächstemal
außer dem Schuhleder auch noch Hemd und Kutte, so fliehe ich doch, ein
nackter Mann, von bannen."
Die Hunnen sattelten ab. Wie die Meute der Hunde am Abend
nach der Jagd des Augenblickes harrt, wo der ausgeweidete Hirsch ihnen
als Beute vorgeworfen wird, so standen sie vor dem Kloster. Jetzt gab
Ellak das Zeichen, daß die Plünderung beginnen möge. In wildem Unge-
stüm stürmten sie durch einander, die Gänge entlang, die Stufen hinauf,
in die Kirche hinein. Verworren Geschrei erscholl von vermeintlichem
Fund und getäuschter Hoffnung; die Zellen der Brüder wurden durchsucht,
nur spärlicher Haushalt war drinnen.
„Zeig uns die Schatzkammer!" sprachen sie zu Heribald. Der thats
gern, wußte er doch, daß das Kostbarste geflüchtet war. Nur versilberte
Leuchter nnd der große Smaragd von Glasfluß waren noch vorhanden.
„Schlecht Kloster!" rief einer, „Bettelvolk!" und trat mit gewappnetem
Fuß auf den unechten Edelstein, daß ein mächtiger Sprung hineinklirrte.
Den Heribald belohnten sie mit Fauftschläc^en, daß er betrübt hinweg
schlich. — Man hieß aus dem Vorkeller tue Weinfässer hinaufschleppen,
aber besorgt trat Heribald vor und zupfte einen der Plünderer am Ge-
wand: „Erlaube, guter Mann, was soll ich denn trinken, wenn ihr wieder
abgezogen seid?" Lachend vernahmen sie die Erklärung und ließen dem
Narren das kleinste der Fässer zurück, der ihnen ob solcher Rücksicht die
Hände schüttelte.
Droben im Hofe Hub sich ein wilder Lärm; etliche hatten die Kirche
durchsucht, auch eine Grabplatte aufgehoben, da schaute ein verwitterter
Schädel aus dunkler Kutte zu ihnen empor: das schreckte selbst die
Hunnen zurück. Zwei der Gesellen stiegen auf den Kirchturm, deffen
Spitze nach herkömmlichem Brauch ein vergoldeter Wetterhahn zierte.
Mochten sie ihn für den Schutzgott des Klosters oder für echtes Gold
halten: sie kletterten auf das Turmdach; verwegen saßen die zwei Ge-
stalten oben und stachen mit ihren Lanzen nach dem Hahn; da erfaßte
sie plötzlicher Schwindel, ein Schwanken, ein Schrei — gebrochnen Ge¬
nicks lagen beide im Klosterhof.