Full text: Geschichte des preußischen Staates

Friedrich Wilhelm III. 1797—1840. 
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Und als im Jahre 1805 Österreich, Rußland und England die 
dritteKoalition bildeten, blieb Prenßen abermals neutral. Erst als 
der Marschall Bernadotte auf Napoleons Geheiß das preußische 
Gebiet auf einem Marsche dnrch Ansbach verletzte, gewann endlich 
die Kriegspartei cmt Hofe des Königs die Oberhand (Stein, Har¬ 
denberg), und die Verbündeten unterließen auch nichts, um Friedrich 
Wilhelm zu entschiedenen Maßregeln zu bewegen. 
Eude Oktober kamen Alexander von Rußland und Erz¬ 
herzog Anton von Österreich nach Berlin, und am 3. November 
fand in Potsdam der Abschluß des Bündnisses zwischen Rußland 
und Preußen statt, wobei sich jedoch Preußen eine Frist bis zum 15. 
Dezember vorbehielt. Am Grabe Friedrichs II. in der Mitteruachts- 
stuude vom 3. bis 4. November sagten Kaiser Alexander, König 
Friedrich Wilhelm und Königin Luise sich Lebewohl und erneuerten 
das Versprechen unwandelbarer Freundes- und Bunde streue. 
Friedrich Wilhelm sandte nun den Grafen Hangwitz, der wenig staats- 
männifche Einsicht hatte, in das Hauptquartier Napoleons, um den 
Frieden zu vermitteln. Napoleon verzögerte aber die Unterhandlungen, 
bis er durch die Schlacht bei Austerlitz (in Mähren, s.-w. von 
Olmütz) am 2. Dezember 1805 den Krieg zu seinen ©linsten ent¬ 
schieden hatte. 
Dann schloß er mit Hangwitz den Vertrag zu Schönbrunn (in 
Nieder-Österreich), demgemäß Preußen Ansbach an Baiern, den aus 
der rechten Rheinseite gelegenen Teil von Kleve nebst der Festung 
Wesel (am Rhein), sowie Neuschatel an Frankreich abtreten mußte; 
er erhielt aber dafür das von den Franzosen besetzte Hannover 
mit der Verpflichtung, die Elbe- und Wesermündungen sür den englischen 
Handel zu sperren. Durch diesen Vertrag wurde England so erbittert, 
daß es Preußen den Krieg erklärte, und bei den Bundesgenossen galt 
Preußen fortan als unzuverlässig und falsch. Glücklicherweise kam der 
Krieg nicht zum Ausbruche; denn Napoleon reizte Preußen zum Kriege 
gegen ihn. Er vereinigte 16 Fürsten von West- und Süddentschland 
zum Rheinbünde unter seinem Protektorate. Als Friedrich Wilhelm III. 
einen ähnlichen Bund im nördlichen Deutschland gründen wollte, hinter¬ 
trieb Napoleon diese Vereinigung, indem er die norddeutschen Fürsten 
vom Beitritte abzuhalten suchte und den Hansastädten denselben ge¬ 
radezu untersagte. — Auch trat er mit England in geheime Unter¬ 
handlungen über die Rückgabe Hannovers. Dieses treulose Verjähren 
kränkte Friedrich Wilhelm III. so, daß er sich endlich bestimmen ließ, 
7. Krieg der 
3. Koalition 
1805. 
8. Bündnis 
zwischen 
Rußland und 
Preußen. 
1805 
2. Dezember. 
9. Der Ver¬ 
trag zu 
Schönbrunn. 
10. Kriegs¬ 
erklärung 
Englands an 
Preußen. 
11. Der 
Rheinbund.
	        
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