3. Die Hohenzollern allzeit Mehrer des Reiches. 9
anstaltete er einen glänzenden Festzug durch die Stadt, um sich dem Volke
zu zeigen und die großartige Festbeleuchtung der Stadt in Augenschein zu
nehmen. Zur dauernden Erinnerung an den denkwürdigen Tag stiftete er den
Schwarzen Adlerorden und das Königliche Waisenhaus in Königsberg.
Die folgenden Tage und Wochen brachten noch mancherlei Festlichkeiten, wie
Bärenhetze, Fackelzug der Studenten und Feuerwerk. Mitten in dem Fest-
jubel erfolgte die feierliche Einweihung der neuerbauten reformierten Kirche. Am
9. März trat der König mit feinem Gefolge unter großen Ehrenbezeigungen
seitens der Königsberger Bürgerschaft die Rückreise an. Er zog über Pillcm und
Danzig heim, weil man das Eintreten des Eisganges auf ber Weichsel fürchtete.
3. Dir Hohenzollern allzeit Mehrer des Reiches.
Von jeher haben es die Hohenzollern als eine ihrer wichtigsten Auf¬
gaben betrachtet, „allzeit Mehrer bes Reiches zu sein, nicht in kriegerischen
Eroberungen, sondern in Werken bes Friebens". Dabei erstarkte ihr Staat
jeboch nicht nur im Innern, sonbern er wuchs auch nach außen, so baß ber
Große Kurfürst feinem Nachfolger bereits ein Laub von 114000 qkm mit
1300000 Bewohnern hinterließ.
Als Friebrich III. feine Regierung antrat, mußte er den Kreis Schwiebus
an Österreich abtreten, weil er sich als Kronprinz in einem Geheimvertrage
dazu verpflichtet hatte. Diesen Kreis hatte ber Große Kurfürst bafür erhalten,
daß er den Erbansprüchen des brandenburgischen Hauses aus die schlesifcheu
Fürstentümer entsagte. Deshalb bemerkte Friedrich HI. bei der Übergabe des
Kreises Schwiebus: „Ich will und werde mein Wort halten, weil ich muß.
Unsere Rechte aus die schlesischen Fürstentümer auszuführen, überlasse ich
meinen Nachkommen. Als Preußen zum Königreiche erhoben war, erwarb
Friedrich I. durch Erbschaft bie Grafschaften Tecklenburg und Singen an der
Ems (1702), sowie Mors (1702) und Gr. Geldern (1713) an ber Maas.
Während ber Regierung Friedrich Wilhelms I. erhielt Preußen nach
Beenbignng bes Norbischen Krieges burch den Frieden zu Stockholm (1720)
Stettin mit beit Dbermünbungen, bie Inseln Usedom und Wollin unb Vor¬
pommern bis zur Peene. Dasür zahlte er an Schweden zwei Millionen Thaler.
Der Weg zur Großmachtstellung würbe bem Staate jedoch erst wahrend
der Regierung Friedrichs des Großen geebnet. Als Kaiser Karl VI. von Öster¬
reich im Jahre 1740 gestorben war, folgte ihm seine Tochter Maria Theresia
in der Regierung. Friedrich der Große benutzte diese Gelegenheit, um die
Erbansprüche des Hauses Hohenzollern auf die schlesischen Fürstentümer geltend
zu machen. Als Maria Theresia ihm dieselben gutwillig nicht zugestanb,
schritt er zum Kriege. Dreimal mußte er zum Schwerte greifen; aber jedes¬
mal blieb er Sieger, trotzbem er im letzten Kampfe (1756—63) fast ganz
Europa gegen sich hatte. Der größte Teil von Schlesien mit ber Grafschaft
Glatz war ber Preis biefes Ringens. 1744 fiel burch Aussterben seines alten
Fürstengeschlechts Ostsrieslanb an Preußen. 1814 mußte bies Laub zwar aus
Betreiben Englands an Hannover abgetreten werben; aber mit ber Erwerbung
bieses Königreiches kam es 1866 wieber in preußischen Besitz. 1772 erwarb