Full text: Preußen unter der Königskrone

26 7. Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. 
Sage und Geographie fortan in den Schulen mehr betrieben wurden als bisher. 
Sein Wille ist es, daß die deutsche Jugend mit den großen Thaten ihrer 
Väter eingehend bekannt gemacht werde, damit sie ihr Vaterland lieben lerne. 
Er selbst schätzt die Verdienste großer Männer und seiner ruhmreichen Vor¬ 
fahren hoch und bringt dies oft durch Wort uud That zum Ausdruck. Um 
die Entstehung des Denkmals Wilhelms I. vor dem Berliner Schlöffe er¬ 
warb er sich große Verdienste, und die Ausschmückung der Siegesallee in 
Berlin mit den Marmorstatuen der brandenburgisch-preußischeu Herrscher und 
ihrer hervorragendsten Diener geschieht lediglich 'aus seine Anregung uud seine 
Kosten. Überhaupt trägt des Kaisers kraftvolle Persönlichkeit viel dazu bei, 
Deutschland den Rnhm des Volkes der Dichter und Denker zu wahren. 
7. Ich und mein Hans, wir wollen dem Herrn dienen. 
Trotz der großen Erfolge, die alle preußischen Könige während ihrer 
Regierung aufzuweisen hatten, waren sie weit davon entfernt, sich selbst be¬ 
sondere Verdienste zuzuschreiben, vielmehr finden wir sie jederzeit bereit, dem 
die Ehre zu geben, der als König aller Könige und Herr aller Herren die 
Geschicke der Völker lenkt, an dessen Segen alles gelegen ist. 
Der Große Kurfürst schrieb in seinem Testament: „Fürchtet, liebet und 
ehret Gott vou ganzem Herzen; denn wer ihn ehret, den wird er wieder 
ehren. Dienet ihm auch mit rechtschaffenem Herzen und wandelt treulich in 
seinen Wegen, so wird er Euch alsdann in Eurer beschwerlichen Regierung 
nicht verlassen, sondern stets mit seiner Gnade und väterlichen Liebe bei¬ 
stehen." Diese Worte bilden gleichsam die Richtschnur für alle feine Nach¬ 
folger. Friedrich I. erklärte ausdrücklich, daß die Fürsten, über welche kein 
menschliches Gericht Strafen und Belohnungen erkennt, allein durch die 
Furcht Gottes vom Bösen abgelenkt und zum Guten angeleitet werden 
müssen, und bewies dies auch durch seine Regierung. Dieselbe Gesinnung 
ging auf seinen Sohn über. Friedrich Wilhelm I. schrieb einst: „Ich bin 
kein Pietist; aber Gott vor alles in der Welt und alles mit Gott." Von 
Herzen fromm und gottesfürchtig, suchte er das Beste der Kirche nach Kräften 
zu fördern. Er gründete Kirchen und wohlthätige Anstalten, wie das Pots¬ 
damer Waisenhaus, ließ erbauliche Bücher verbreiten, führte den Konfirmanden¬ 
unterricht ein und hinderte die Streitigkeiten zwischen seinen evangelischen 
und katholischen Unterthanen. Er starb mit den Worten: „Herr Jesu, du 
bist mein Gewinn im Leben und im Sterben." 
Friedrich der Große gewährte seinen Unterthanen völlige Religions¬ 
freiheit. „In meinem Lande kann jeder nach feiner Fa^on selig werden," 
sagte er. Die Verfolgung Andersgläubiger duldete er nicht; denn er ging 
von dem Grundsätze aus: „Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der die 
Lande entvölkert; die Duldung ist eine sanfte Mutter, welche sie hegt und 
blühend macht." Man hat daraus vielfach die Folgerung gezogen, daß er gegen 
die Religion überhaupt gleichgültig gewesen sei und von ihr nicht viel gehalten 
habe. Kein Geschichtsschreiber hat jedoch dem großen Könige ins Herz ge¬ 
sehen. Eins steht unzweifelhaft fest: Sein Leben, sein hohes Pflichtbewußt-
	        
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