40 51. Rudolf von Habsburg bestraft die Raubritter in Thüringen.
Basel, mit dem er zu dieser Zeit Krieg führte. Nun war König Rudolf sehr
berühmt im ganzen deutschen Lande, daß er so mächtig, weise und fromm
wäre. Darum wählten ihn die Kurfürsten znm Könige. Darüber erschrak
der Bischof von Basel sehr, aber es war nicht nötig; denn der König ver¬
söhnte sich mit ihm gütlich.
Der König war ein guter Friedemacher; denn er zerbrach alle die Raub¬
häuser, die damals das Land schädigten. Er stritt auch mit dem Könige
Ottokar von Böhmen, den schlug er; denn Ottokar setzte sich wider ihn und
wollte nicht seine Lehen von ihm empfangen. Also besiegte der König die
Böhmen. Davon ward er so wert, daß ihn die Fürsten oft aufforderten,
daß er nach Rom führe und Kaiser würde. Aber der König war ein weiser
Mann und antwortete den Herren auf ihre Rede mit einer Fabel: „Es
wurden viele Tiere geladen vor einen Berg, und der Fuchs kam auch dahin.
Die Tiere gingen alle in den Berg; nur der Fuchs blieb allein draußen
stehen und wartete, bis die Tiere wieder herausgingen. Bon ihnen aber
kam keins wieder heraus; da wollte der Fuchs nicht in den Berg." Mit der
Fabel gab der König den Herren zu verstehen, daß vor ihm nicht wenige
Könige über das Gebirge in welsche Lande fuhren, die alle darin blieben;
darum wollte er nicht nach den welschen Landen und nicht nach Rom. Zu
seiner Zeit ward auch Akkon verloren (1291) und was sonst von dem heiligen
Lande in der Christen Gewalt war.
Also blieb der König in den deutschen Landen. Das war dem Lande
gut; denn er schuf gutes Gericht und Friede darin, daß an manchen Orten
in dem Lande die Kauften^ ihre Lastkarren und Wagen stehen ließen, wo sie
übernachteten, und es durfte sie niemand beschädigen. Er war aber ein
demütiger, guter, weiser Herr. Er war der erste, der sich in einer Heerfahrt
sein Wams selber stocht; das that er, damit es seine Diener auch thäten; denn
vorher schämte sich dessen jedermann.
Der König kam zu gutem Alter; da kam ihm auch das Siechtum an.
Zuletzt, als er merkte, daß seine Krankheit zunahm, fuhr er nach Speier. Da
starb er und wurde begraben in dem Dome bei den andern Königen.
51» Rudolf von Habsburg bestraft die Raubritter in Thüringen.
Ein Geistlicher in Eisenach, Johannes Rothe, berichtet in seiner Thüringer Chronik:
Das Land Thüringen war voll Räuberei. Da kam der König Rudolf
nach Erfurt und entbot zu sich die deutschen Fürsten. Deren kamen zu ihm
mehr denn vierzig, geistlicher und weltlicher, und zumal viele Grasen und
Herren. Der König gebot hierauf, daß man die Räuber in dem Lande suchen
und ihre Festen zerbrechen sollte. Also zogen des Königs Leute und Ritter¬
schaft aus und die von Erfurt mit thuen mit ihrem Gerät und zerbrachen
und verderbten sechsundsechzig Burgen und ummauerte Höfe in den Dörfern
und auf den Feldern. Wo sie die Räuber ergreifen mochten, da hingen sie
dieselben auf oder schlugen ihnen das Haupt ab. Also geschah es, daß sie herum¬
zogen, und kamen vor Ilmenau und ergriffen darin achtundzwanzig Räuber,
die auf der Straße geraubt und gefrevelt hatten, und führten sie nach Erfurt.