Jordanes: Attila und die Schlacht auf der Katalaunischen Ebene.
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Gefahr geschützt wäre. Seine Flügel bildeten viele verschiedenartige Stämme,
die er sich unterworfen hatte. Darunter sind besonders die Ostgoten und
Gepiden hervorzuheben.
Attila schickte die Seinen ab, den Berggipfel zu nehmen; aber Thoris-
mund und Aetius kamen zuvor, und indem sie sich anstrengten, den Hügel
zu ersteigen, erreichten sie zuerst die Spitze und verjagten die herankommenden
Hunnen vermöge ihrer günstigen Stellung auf dem Berge mit Leichtigkeit.
Als Attila sah, daß sein Heer durch diesen Anlaß in Bestürzung geriet, hielt er
eine Ansprache. Durch diese begeistert, stürzten sich alle Hunnen in den Kampf.
Und obwohl die Lage selbst eine furchtbare war, die Gegenwart des
Königs befreite auch die Ängstlichen von jedem Zaudern. Es kam zum
Handgemenge; ein schrecklicher Kampf, ein gewaltiger, vielförmiger, mit Hart¬
näckigkeit geführt, desgleichen nirgends im Altertum berichtet wird, wo der¬
artige Taten erzählt werden, so daß der, der dieses Wunders Anblick genoß,
nichts Großartigeres in seinem Leben hätte sehen können. Denn wenn man
den Erzählungen der älteren Leute glauben darf, das Bächlein, das in
niederen Ufern an der erwähnten Ebene vorbeifließt, schwoll von dem reich¬
lichen Blut der Wunden der Getöteten an und wuchs nicht wie sonst durch
Regengüsse, sondern wurde infolge der ungewohnten Flüssigkeit durch des
Blutes Zufluß ein reißender Gießbach. Und die, welche dort eine Verwundung
den brennenden Durst zu stillen nötigte, schlürften das Naß mit Blut ver¬
mischt. So tranken sie, durch ein klägliches Schicksal umstrickt, das Blut,
das sie aus ihrer Wunde vergossen. Da wurde auch der König Theodorich,
während er ermutigend sein Heer durcheilte, vom Pferde gerissen; und von
den Füßen der ©einigen zertreten, endete er in frühem Alter. Da trennten
sich die Westgoten von den Alanen und drangen auf die Scharen der Hunnen
ein; und fast hätten sie den Attila getötet, wenn er nicht vorher vorsichtig
geflohen wäre und sich und die Seinen sogleich in das Gehege seines Lagers,
das er mit Wagen umgeben hatte, eingeschlossen hätte. Wenngleich dies nur
eine gebrechliche Schutzwehr bildete, so suchten doch dort diejenigen Fristung
ihres Lebens, denen kurz zuvor kein Mauerwall hätte widerstehen können.
Thorismuud aber, des Königs Theodorich Sohn, der mit Aetius den Hügel
vorweggenommen und die Feinde von der Höhe herabgejagt hatte, geriet,
im Glauben, zu seinen Truppen zu kommen, in finstrer Nacht ahnungslos
unter die Wagen der Feinde. Als er tapfer kämpfte, zog ihn, der schon
am Kopfe verwundet war, jemand vom Pferde herab; und dann ließ er, durch
die Fürsorge der ©einigen befreit, ab von des Kampfes Anstrengung. Aetius,
der ähnlich bei der Verwirrung während der Nacht von den Seinen abge¬
kommen war, fragte, als er mitten unter den Feinden umherschweifte, ängstlich,
ob den Goten kein Unglück zugestoßen sei, und als er endlich zum Freundes¬
lager kam, verbrachte er den Rest der Nacht unter schützenden Schilden.