315 
derselbe [eine Reise nach Deutschland an, wo bei der herrschenden 
großen Spannung die Gegenwart des Neichsoberhauptcs ein drins 
gendes Bedürfniß war. 
Noch in Bologna schrieb Karl einen Reichstag nach Augs¬ 
burg aus, zu welchem die protestantischen Fürsten und Stande 
persönlich entboten wurden. Hier sollte, nach den Worten des 
Ausschreibens, über den Zwiespalt in dem heiligen Glauben ver¬ 
handelt und eines Jeden Gutdünken und Meinung gehört und 
erwogen werden. Der Churfürst von Sachsen, Johann der 
Beständige, Bruder und Nachfolger Friedrich des Weisen, 
befahl nun Luthern, sowie mehreren gelehrten Männern, einen 
Inbegriff der evangelischen Lehre zu entwerfen und ihm denselben 
auf seinem Schlöffe zu Torgau zu übergeben. Weil man die 
Heftigkeit Luthers fürchtete, so ward die Ausführung dieses 
Werkes dem sanftmüthigen Philipp Melanchthon übertragen, wel¬ 
cher es auch unter Beten und Wachen mit der strengsten Gewis¬ 
senhaftigkeit vollendete. 
Am 3. April 1530 trat der Churfürst von Sachsen seine 
Reise nach Augsburg an, verordnete aber vorher, daß alle Pre¬ 
diger seines Landes für den glücklichen Ausgang dieses Reichsta¬ 
ges Gott in ihren Kirchengebeten anrufen sollten. Luther beglei¬ 
tete seinen Fürsten bis Coburg, predigte vor demselben und 
seinem Gefolge unterweges und namentlich am letztgenannten 
Orte mehrmals; blieb jedoch, da er in der kaiserlichen Acht und 
den Papisten sehr verhaßt war, auf den Rath seiner Beschützer 
und Freunde, obgleich sehr ungern, hier zurück. 
Im Gefolge des Churfürsten befanden sich der Churprinz von 
Sachsen, Herzog Johann Friedrich, die Herzoge Franz 
von Lüneburg und Wolfgang von Anhalt, welcher Letz¬ 
tere bekannte, er würde zu Köthen ein Kloster gebaut haben, 
wenn ihm nicht auf feiner Romfahrt die grobe römische Büberei 
selbst zu Gesicht gekommen, und ihm Gott nicht mit dem Gna- 
denlichte feines Evangeliums zeitig entgegen gegangen wäre. 
Zudem waren in der Begleitung siebzig Personen vom hohen 
Adel, sieben Ritter, nebst vielen adeligen und gelehrten Rathen. 
.— Am 2. Mai langte der Churfürst in Augsburg an. Bald 
nach ihm folgten der Landgraf Philipp von Hessen, mit 
Ernst, Grafen zu Henneberg; Philipp, Grafen zu Waldeck; Phi¬ 
lipp, Grafen zu Salms; Wilhelm, Grafen von Fürstenberg;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.