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Hrotsuitha: Otto I. verzeiht seinem Bruder Heinrich.
unwert." Und es fand solche Rede bei der großen Menge Wohlgefallen,
sie hoben die Rechte zum Himmel empor und ließen den neuen König mit
gewaltigen Stimmen zu wiederholten Malen hochleben.
Als in dieser Weise Heinrich König geworden war, brach er mit seinem
ganzen Gefolge auf, um gegen Burghard, den Herzog von Alamannien, zu
streiten. Obgleich dieser ein gewaltiger Krieger war, erkannte er doch als
ein sehr kluger Mann, daß er eine Schlacht mit dem Könige nicht bestehen
könne, und ergab sich ihm mit allen seinen Burgen und Leuten. Nach diesem
glücklichen Erfolge zog Heinrich von hier nach Bayern, wo Herzog Arnulf
herrschte. Da er diesen in seiner festen Stadt Raginesburg (Regensburg)
erkundet hatte, belagerte er ihn. Arnulf aber, da er sah, daß er nicht stark
genug war. dem Könige zu widerstehen, öffnete die Tore, zog hinaus zum
Könige und unterwarf sich ihm mit feinem ganzen Reiche. Er wurde von
Heinrich ehrenvoll empfangen und Freund des Königs genannt. Der König
aber wuchs und nahm zu an Macht von Tag zu Tag, und seine Gewalt,
sein Ansehen und sein Ruhm erhöhten sich immer mehr.
14. Otto I. verzeiht seinem Bruder Heinrich.
Aus der Hrotsuitha Gedicht von den Taten Kaiser Oddos (Ottos I.).
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 2. Gesamtausgabe. Leipzig, Dyk. 32. Bd. S. 42.
Aber es nabmen noch immer kein Ende die Listen des Erzfeinds,
Welcher beständig versucht, zu verwirren die schwachen Gemüter,
Ratend, nach übelem Tun noch Schlimmeres ihm zu gesellen.
Wirklich soll er, so heißt's, durchdrungen haben die Herzen
Etlicher so mit der Galle verderbenbringenden Giftes,
Daß sie wollten den Tod dem treuen König bereiten
Und den leiblichen Bruder dem Volk zum Könige setzen
Und nicht scheuten, der Ostern geheiligten Tag zu beflecken,
Wenn dies könnte geschehen, mit vergossenem Blut des Gerechten.
Aber es willigte nicht in solchen Frevels Vollendung
Jenes gefeierte Lamm, das, uns dem Verderben entreißend,
Sich freiwillig zum Opfer dem Vater im Tode dahingab,
Sondern es machte gar bald für jeglichen klar ihr Beginnen.
Und so wurde das Blut des Gerechten glücklich errettet.
Doch die schuldig man fand so niederträchtiger Pläne,
Wurden gemäß dem Vergehen zu Harten Strafen verurteilt.
Etliche nämlich verdammte der Spruch, ihr Leben zu lassen,
Andere wurden verjagt weit fort von der teueren Heimat.
Hieraus dachte darüber der fürstliche Bruder des Königs,
Heinrich, im Innern des Herzens bewegt durch die Gnade des Herrn,
Bei sich nach, mit heftigem Schmerz sich dessen erinnernd,
Was er wider das Recht nur jemals Hatte begangen.
Aber vor allem beweint' er auch dies mit heftigen Klagen,
Daß er so schmählich gewichen den schmeichelnden Reden von jenen,
Die mit trügenden Worten ihn selber hatten gefangen.