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Zeugnisse zum deutschen Aufstieg. I / 1620—1720
das Universum 1), das zwar verändert, aber nicht zerstört werden
wird. Sie können auch keine Gestalt haben, weil sie sonst
Teile haben müßten. Und folglich kann eine Monade an sich
und augenblicklich von einer anderen nur durch die inneren
Eigenschaften und Tätigkeiten unterschieden werden, die nichts
anderes als ihre Vorstellungen (d. h. die im Einfachen enthal-
tenen Darstellungen des Zusammengesetzten oder Äußeren) und
ihre Begehrungstriebe (d. h. ihr Streben von einer Vorstellung
zur anderen) sein können; diese letzteren bilden das Prinzip der
Veränderung, denn die Einfachheit der Substanz verhindert
durchaus nicht die Vielfältigkeit der Modifikationen 2) derselben,
die sich zusammen in dieser nämlichen einfachen Substanz be-
finden und in der Verschiedenheit der Beziehungen zu den
Außendingen bestehen müssen.
D. A. Moses Mendelssohn ^„Phädon oder über die Un-
' ' sterblichkeit der Seele").
Die vernünftigen Naturen und Geister nehmen in dem
großen Weltall, so wie insbesondere der Mensch auf diesem
Erdboden, die vornehmste Stelle ein. Diesem Unterherrn der
Schöpfung schmückt sich die Natur in ihrer jungfräulichen Schön-
heit. Ihm dient das Leblose nicht nur zum Nutzen und zur
Bequemlichkeit, nicht nur zur Nahrung, Kleidung, Wohnung
und zum sicheren Aufenthalt, sondern vornehmlich zur Ergötzung
und zum Unterricht,- und die erhabensten Sphären, die entfern-
testen Gestirne, die kaum mit dem Auge entdeckt werden können,
müssen ihm in dieser Absicht nützlich sein. Wollt ihr seine Be-
stimmung hienieden wissen: so seht nur, was er hienieden ver-
richtet. Er bringt auf diesen Schauplatz weder Fertigkeit, noch
Naturtrieb, noch angeborenes Geschick, weder Wehr noch Schutz
mit und erscheint bei seinem ersten Austritte dürstiger und hilf-
loser als das unvernünftige Tier. Aber die Bestrebung und
die Fähigkeit, sich vollkommener zu machen, diese erhabensten
1) (lateinisch) Weltall.
2) (lateinisch) Veränderungen der Erscheinungsform.