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Fünf Tage später schrieb Gneisenau an Frau
von Clausewitz: „Den 19. griff unser Sacken-
sches Korps abermals Leipzig an. Der Kampf wurde
hartnäckig und für uns sehr blutig. Wir mußten unsere
fechtenden Truppen durch andere von unserem Langeron-
schen Korps unterstützen lassen. Auch diese verloren sehr
viel. Gewässer deckten die Franzosen. Endlich rückte unser
Bülowsches Korps von der andern Seite an. Durch die
Vorteile der Lage begünstigt, verteidigten sich die Feinde
verzweifelt. Endlich drangen unsere Preußen durch, wir
mit ihnen zu gleicher Zeit. Da der Feldmarsch all1) un¬
weit des bestürmten Tores war, so zogen er und sein
Hauptquartier zuerst als Sieger in die eroberte Stadt.
Wie soll ich Ihnen, verehrte Frau, meine Gefühle be¬
schreiben, als wir von dem tobenden Hurrageschrei der
siegenden Truppen und dem Freudengeschrei der Ein¬
wohner empfangen wurden. Lange Kolonnen von Kriegs¬
gefangenen wurden uns vorgeführt, an ihrer Spitze zu
Fuß die Generale Lanriston, Reynier, Bertrand n. s. w.
Eine Stunde später kamen der König und der Kaiser
Alexander, noch später der Kaiser Franz und die Generale
aller Nationen.
Sie kennen die schönen Spaziergänge um Leipzig.
Diese waren das Schlachtfeld des 19. Oktobers. Dort
war alles mit Toten, Verstümmelten, Trümmern, Ge¬
schützen, Munitionswagen und Gewehren bedeckt. Die
*) Blücher.