Rom.
73
Ölbäume pflanzen und erst nachher und nicht in allzu früher
Jugend ein Landhaus sich einrichten soll. Eine gewisse Bauern-
haftigkeit ist der Wirtschaft freilich eigen, und anstatt der
rationellen Ermittelung der Ursachen und Wirkungen treten
durchgängig die bekannten bäurischen Erfahrungssätze auf; doch
ist man sichtbar bestrebt sich fremde Erfahrungen und aus¬
ländische Produkte anzueignen, wie denn schon in Catos Verzeich¬
nis der Fruchtbaumsorten griechische, afrikanische und spanische
erscheinen.
Die Bauernwirtschaft war von der des Gutsbesitzers haupt- Bauem-
sächlich nur verschieden durch den kleineren Mafsstab. Der
Eigentümer selbst und seine Kinder arbeiteten hier mit den Sklaven
oder auch an deren Statt. Der Viehstand zog sich zusammen, und
wo das Gut nicht länger die Kosten des Pfluges und seiner Be¬
spannung deckte, trat dafür die Hacke ein. Öl- und Weinbau
traten zurück oder fielen ganz weg. — In der Nähe Roms oder
eines anderen gröfseren Absatzplatzes bestanden auch sorgfältig
berieselte Blumen- und Gemüsegärten, ähnlich etwa wie man sie
jetzt um Neapel sieht, und gaben sehr reichlichen Ertrag.
Die Weidewirtschaft ward bei weitem mehr ins Grofse ge- Weide-
trieben als der Feldbau. Das Weidelandgut (saltus) mufste aufwirtschaft-
jeden Fall beträchtlich mehr Flächenraum haben als das Acker¬
gut — man rechnete mindestens 800 Morgen — und konnte mit
Vorteil für das Geschäft fast ins Unendliche ausgedehnt werden.
Nach den klimatischen Verhältnissen Italiens ergänzen sich daselbst
gegenseitig die Sommerweide in den Bergen und die Winterweide
in den Ebenen; schon in jener Zeit wurden, eben wie jetzt noch
und grofsenteils wohl auf denselben Pfaden, die Herden im Früh¬
jahr von Apulien nach Samnium und im Herbst wieder zurück
von da nach Apulien getrieben. Die Winterweide indes fand, wie
schon bemerkt ist, nicht durchaus auf besonderem Weideland statt,
sondern war zum Teil Stoppelweide. Man zog Pferde, Rinder,
Esel, Maulesel, hauptsächlich um den Gutsbesitzern, Frachtführern,
Soldaten und so weiter die benötigten Tiere zu liefern; auch
Schweine- und Ziegenherden fehlten nicht. Weit selbständiger
aber und weit höher entwickelt war infolge des fast durchgängigen
Tragens von Wollstoffen die Schafzucht. Der Betrieb ward durch
Sklaven beschafft und war im ganzen dem Gutsbetrieb ähnlich,
so dafs der Viehmeister (mcigister pecoris) an die Stelle des Wirt¬
schafters trat. Den Sommer über kamen die Hirtensklaven meisten¬
teils nicht unter Dach, sondern hausten, oft meilenweit von
menschlichen Wohnungen entfernt, unter Schuppen und Hürden;
es lag also in den Verhältnissen, dafs man die kräftigsten Männer
dazu auslas, ihnen Pferde und Waffen gab und ihnen eine bei