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§?Mder Mit dem soeben Erörterten ist wenigstens nach einigen
beuf@$e®e=mNp3en Seiten hin der Einfluß der Raumbedingungen auf
die deutsche Geschichte umschrieben. Bei weiterem Nachdenken
wird es dem Leser leicht sein, das Thema fortzuspinnen.
Uns liegt es ob, nunmehr die weltgeschichtlichen Zeitbedin¬
gungen festzustellen, in deren Verlauf die deutsche Geschichte
stand und steht.
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Hier ist zunächst klar, daß wir mit allen heutigen
großen europäischen Nationen die Einflüsse teilen, die von
der außerordentlichen Summe westasiatisch-südeuropäischer
Vorkulturen auf unseren Völkerkreis ausgegangen sind: von
Ägyptern und Sumerern über Phönizien und Karthago bis
auf Griechenland und Rom und auf Israel. Des ge¬
naueren läßt sich dabei weiter sagen, daß, während diese
Einflüsse letzter und wichtigster Hand in Osteuropa (Russen)
durch Byzanz vermittelt worden sind, wir, gleich den west-
lichen^Äawen (Polen, Tschechen, Südslawen), zu den euro¬
päischen Völkern gehören, die mit den geistigen und mate¬
riellen Gewinnen der Vorkulturen von Rom her gespeist
wurden.
Innerhalb dieses Bereiches aber ist es wieder für die
Gegenwart von großer Bedeutung, sich einige Einzelheiten
des Verlaufes klarzumachen. Zweifellos begründet die .
lateinische Gemeinschaft der Vorkulturen zwischen westlichen ^
Slawen und Deutschen ein besonderes Verhältnis, das zwischen
den westlichen Slawen und Russen nicht besteht. Es steht
dahin, was diese sehr wichtige Tatsache für die Zukunft
Zentraleuropas, insbesondere Österreichs bedeuten wird. Und
zweifellos sind wir Deutsche im Empfange der Vorkulturen
von lateinischer Seite her gegenüber den westeuropäischen
Nationen von vornherein im Rückstände gewesen: Engländer,
Franzosen, Spanier, erst recht Italiener sind Kinder des vollen
Bodens des römischen Reiches; wir saßen guten Teils zu eige-