Full text: Deutscher Aufstieg 1750 - 1914

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graphen, die je gelebt haben, Anlaß zu einer besonderen 
Schrift, der in der Weltliteratur einzigartig dastehenden Ger¬ 
mania, gab. Die Sitze dieser gewaltigen Hrfultur waren 
wesentlich die »Vestadeländer der Ost- und Nordsee vor den 
großen Wanderungen; im Norden hat sie sich auch am 
längsten erhalten; ihre Kunst erfuhr hier seit dem 7. und 
8. Jahrhundert etwa ein weites Ausleben in einem Barock, 
in dessen Charakter z. B. neuere norwegische Holzfunde 
(Gostad u. a.) einen erstaunlichen Einblick gewahren. 
Deutlicher muß für unsere Zwecke schon das Wesen des 
deutschen Mittelalters gekennzeichnet werden, da ohne Kenntnis 
des zwischen ihm und der Neuzeit bestehenden Gegensatzes 
ein volles Verständnis der Neuzeit nicht gewonnen werden 
kann. Zunächst sind in ihm alle die Kennzeichen vorhanden, 
welche die fortschreitende Forschung in den Mittelaltem aller 
anderen Völker immer wieder aufsrnöes^mder Anschauung 
ein langsames Vordringen bis zur erHMungsmäßigen 
Wiedergabe des Einzelgegenstandes, aber noch keine Klarheit 
über die wirklichkeitsgemäße Wiedergabe der Gegenstände als 
eines Ganzen und demgemäß auch nur die Anfänge einer nach 
unserer heutigen Auffassung noch immer ungeordneten Per¬ 
spektive : und ein allgemeiner Stand des künstlerischen Ver¬ 
mögens auf allen Gebieten, der dieser Haltung im Bereiche 
der bildenden Kunst entspricht; — im Denken ein Ver¬ 
harren im Analogieschluß unter Unkenntnis der höheren 
Bedeutung des induktiven Schlusses, demgemäß Wunder¬ 
glaube und die entsprechenden philosophischen und religiösen 
"""Anschauungen und eine unbedingte Herrschaft der Kirche; — 
auf sittlichem Gebiete noch geringes Maß der Selbst¬ 
beherrschung, und darum die Bindung der sittlichen Hand¬ 
lungen an Form und Inhalt des Rechts, und hieraus 
wiederum, insoweit religiöse und sittliche Lebensformen zu¬ 
sammentrafen, eine Verrechtlichung des religiösen Lebens zu
	        
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