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einem nach unseren Begriffen eng begrenzten Dasein im
Zwange des einmal gegebenen kirchlichen Verbandes. Die
Eigenheiten dieses mittelalterlichen Geisteslebens, das man
das „gebundene" (im Gegensatz zu späteren freieren Formen)
"zu nennen pflegt, sind von der Forschung noch nicht bis ins
einzelnste festgestellt und zu einem völlig sicheren Bilde im
Sinne einer rein begrifflichen Behandlung zusammengefaßt;
sie genügen aber schon jetzt zu einer völlig eindeutigen Cha¬
rakteristik des Zeitalters^ML^^MKLMMML^-M--
besonderen ist bezeichnend, daß es innerhalb der allgemeinen
Züge und innerhalb der durch Raum und Zeit gegebenen
Bedingungen von einer ungemeinen Innerlichkeit und von
einer tiefgründigen Fortbildung der gegÄenen^öchsten gei¬
stigen Entwicklungselemente erfüllt war: so daß es sich, bei
weiterem Vorschreiten, eigentlich von selbst verstand, daß der
Bruch mit der mittelalterlichen Kirche, das Ereignis im £e5m
~der heutigen europäi|cpin!flflfet7^^ 'm -
die Neuzeit schlechthin entscheidend war, eben an Mer„Stell ,
Deutschen somit nicht
nur sich selbst, sondern auch die Genossenvölker der euro¬
päischen Kultur aus dem Mittelalter herausgehoben: es war,
nach der Völkerwanderung, ihre nächste durchaus gewaltige
weltgeschichtliche Tat. Aber in dem überaus bezeichnenden Ver¬
laufe ihrer alten germanischen Religion hatten sie schon einmal
gezeigt, daß sie von ihrer besonderen Veranlagung, bei aller
kriegerischen Tüchtigkeit, in den Hochwegen der Weltgeschichte
doch vor allem auf den Einsatz sittlicher und religiöser (bzw.
philoiophtjcher) KräMI^nd auf^dementspiechende Erfolge
verwiesen wurden. —
Der Eintritt in die Remeit wird dadurch gekennzeichnet, b) Neuzeit,
daß, wie man sich auszudrücken pflegt, die „mittelalterliche
Gebundenheit aufhort". In der Tat, auf allen Gebieten