Der Ausbau des Reiches.
die zu den Stützen der Ordnung gezählt werden muß, und die wir, wenn
wir deren Band „unitarisch" zerreißen wollten, durch keine andere gleich
starke Bindekraft ersetzen könnten. Ich verlange nicht dieselbe Über¬
zeugung von jedem, ich will überhaupt niemand überreden, ich will nur
darlegen, wie ich zu meiner jetzigen Stellung den Fraktionen gegenüber
komme. Als wir aus dem Kriege 1866 zurückkamen, wäre es ja für mich
in der Stellung, die ich damals in kleinerem Kreise einflußreicher als heute
einnalsm, sehr leicht gewesen, ja ich habe mich sogar mit Mühe dessen zu
erwehren gehabt, zu sagen: jetzt ist Preußen größer geworden, die Ver-
fassung ist dafür nicht berechnet, wir müssen sie neu vereinbaren, kurz, die
kühnste und die einschneidendste Reaktionspolitik, mit dem Erfolg, der noch
von Königgrätz an den Dingen klebte, mit vollen Segeln zu treiben. Sie
wissen, daß ich das Gegenteil getan habe, und daß ich mir dadurch zuerst
die Abneigung eines großen ^eils meiner älteren politischen Freunde2)
habe, und es hat mich schwere Kämpfe gekostet, das Gegenteil, die
Indemnität, das Fortsetzen des konstitutionellen Systems durchzuführen.
Habe ich das aus Liebe zum konstitutionellen System getan? Meine
Herren, ich will mich nicht besser machen als ich bin; ich muß das ganz
bestimmt verneinen, Ich bin kein Gegner des konstitutionellen Systems,
ich halte es für die einzig mögliche Negierungsform, — aber wenn ich
geglaubt hätte, daß eine Diktatur in Preußen, daß der Absolutismus in
Preußen der Förderung des deutschen Einigungswerkes nützlicher gewesen
wäre, so würde ich ganz unbedingt und gewissenlos zum Absolutismus
geraten haben. Aber ich habe mich nach sorgfältigem Nachdenken — und
ich habe schwere und mir teure, nahestehende Einflüsse zu bekämpfen ge¬
habt dafür entschieden: nein, wir müssen auf der Bahn des Verfassungs-
recht© weitergehen, was außerdem meinen inneren Empfindungen und
meinen Überzeugungen von der Gesamtmöglichkeit unserer Politik ent¬
spricht . . .
1) Der Reihe nach.
2) der konservativen Partei. Auch einige Minister waren nicht damit ein¬
verstanden, daß 1866 nach dem Kriege die Regierung den neugewählten Landlag um
„ Indemnität" für die Jahre der budgetlosen Regierung bat.
b) Aus Bismarcks Rede vom 12. Juni 1882 über das
Tabaks Monopol: die deutschen Dynastien und der
nationale Gedanke.
. . . Mein Vertrauen, daß unsere Einheit auch in Zukunft gesichert
sei, beruht heutzutage auf den Dynastien. Die deutschen Dynastien sind
heut national gesinnt, sie haben das Bedürfnis, Rücken an Rücken zu-