zu meinem größten Erstaunen das ganze Haus leer; was
sollte ich tun? Einen Hausschlüssel, um das Haus zuzuschließen
und wegzugehen, hatte ich nicht, ich blieb also, riegelte das
Haus zu und begab mich wieder auf meine Stube — und
welche Szene stellte sich nun meinen Hugen dar! Das haar
sträubte sich empor und Zieberfrost ergriff mich, meine Knie
schlotterten, ich wollte sinken. Neuer Kanonendonner, immer
mehr zunehmendes wildes Geschrei und neues Gebrüll der
Fallenden rissen mich wieder empor, und mein Nervensystem
wurde unwillkürlich gespannt, diese Szene des Schreckens in
einer Art von Betäubung mit anzusehen, wie wütende Hy¬
änen zerfleischten sich hier durch die Lande der Menschheit
verbrüderte Menschen; man stieß sich die Bajonette in den
Leib, säbelte und schoß sich nieder; auf Leichenhügeln, unter
denen sich noch Lebende befanden, deren Todesangstgeschrei
selbst das Schießen und Schreien der Kämpfenden übertönte,
standen die vor Wut schäumenden Krieger, die mit der un¬
beschreiblichsten (Erbitterung gegeneinander fochten.
Starr und auf einen Punkt war mein stuge gerichtet, als
sich die fechtende Masse verlor und nur einzelne hin und wieder
sich noch fanden, die um den teuren Preis, das Leben zu ret¬
ten, miteinander kämpften.
Plötzlich wurde die Tür des Hauses, in welchem ich mich
befand, eingeschlagen; ich eilte, ohne zu wissen, was ich tat,
die Treppe hinunter, und zwei flüchtende Preußen standen
vor mir und baten, um Gottes willen sie zu verbergen und
ihnen das Leben zu retten. Ich sah sie starr an und konnte
nicht antworten, so sehr hatte sich der Schreck meiner bemu¬
stert. Schon sammelten sich meine Sinne wieder etwas, und
ich war im Begriff, sie womöglich zu retten, als fünf Franzosen
hereinsprangen, deren einer mich sogleich bei der Brust faßte
und die schrecklichsten Schimpfwörter gegen mich ausstieß:
„Du Kujon, du Hund, was willst du mit diesen Bestien tun?"
und während er mich zu Boden warf und mir das Bajonett
auf die Brust setzte, schwammen die armen beiden Preußen
schon in ihrem Blute. Mit Säbelhieben machten sie sie auf
die schrecklichste Art vor meinen flugen nieder, mich hingegen
mißhandelten sie mit Kolbenstoßen und verlangten mein Geld
und alle Sachen von wert, wie Uhren und Silbergeräte.
Ich bat und flehte, soviel ich konnte, und beteuerte ihnen,
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