Zur Reform des Preußischen Staates.
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natürlich, ach! die wird bleiben, und das ist, was mich jetzt betrübt, über
alles betrübt; hiervon auch mündlich.
c) Memel, 15. August 1807.
Uber den Verlust von Hardenberg x) heule ich Tag und Nacht. Der
König hatte ihm endlich das so lange verdiente Vertrauen ganz ge¬
schenkt; Hardenberg war ihm so attachirt wie Niemand hienieden, denn die
Ehre, das Wohl des Staates war ihm Alles, seine Person, sein Ich nichts.
Wie hat sich der Mann betragen, George, wie ein Gott! Wenn nur ein
Gedanke an ihn selbst ihn beschäftigt hätte, — nein, nur mit dem Staat,
mit den Mitteln, wie der noch zu retten sei, wie dieses gethan, jenes ver¬
mieden werden müßte, so bewies er sich, bis daß er uns ein ewiges Lebewohl
in Picktupöhnen 2) sagte.
1) Napoleon hatte die Entlassung Hardenbergs verlangt, der ihn beleidigt habe.
2) Ein Dorf bei Tilsit, in dem der König während der Tilsiter Verhandlungen
wohnte.
II.
Knechtschaft und Befreiung. 1807—1815.
1. Zur Reform des preußischen Staates.
a) Aus des Freiherrn vom Stein Nassauer Denk¬
schrift „Über die zweckmäßige Bildung der Ober st e n
und der Provinzial-, Finanz- und Polizey-
Behörden in der Preußischen Monarchie "?)
. . . In die aus besoldeten Beamten bestehenden Landes-Collegia
drängt sich leicht und gewöhnlich ein Miethlingsgeist ein, ein Leben in
Formen und Dienstmechauism, eine Unkunde des Bezirks den man ver¬
waltet, eine Gleichgültigkeit, oft eine lächerliche Abneigung gegen den¬
selben, eine Furcht vor Veränderungen und Neuerungen die die Arbeit
vermehren womit die bessern Mitglieder überladen sind, und der die
geringhaltigeren sich entziehen.
Ist der Eigenthümer von aller Theilnahme an der Provincial-Ver-
waltnng ausgeschlossen, so bleibt das Band das ihn an sein Vaterland
bindet unbenutzt; die Kenntnisse, welche ihm seine Verhältnisse zu seinen
Gütern und Mitbürgern verschaffen, unfruchtbar; seine Wünsche um
Verbesserungen die er einsieht, um Abstellung von Mißbrauchen die ihn