Aus einem Briefe Gneisenaus an Ernst Moritz Arndt.
13. Aus einem Briefe Gneisenaus au Ernst Moritz Arndt.
Eilsen, 28. August 1814.
. . . Die Notwendigkeit, Preußen bald eine Konstitution zu geben,
habe ich mündlich und schriftlich dargethan und dazu angetrieben. <>ogar
Motive, die nur der Staatskunst angehören, gebieten dies. Es giebt kein
festeres Band um die Einwohner der zu erwerbenden Länder an unsere
älteren zu knüpfen, als eine gute Konstitution. Überdies müssen wir da¬
durch die Meinung in Deutschland für uns gewinnen. So etwas erwirbt
uns den Primat über die Geister. Der dreifache Primat der Waffen,
der Konstitution, der Wissenschaften ist es allein, der uns aufrecht zwischen
den mächtigen Nachbarn erhalten kann. . . .
14. Steins Kritik des deutschen Bundes.
Denkschrift Steins an Kaiser Alexander.
Am 24. Juni 1815 übergeben.
Die Deutsche Bundesacte ist am 8ten Jnnius durch die Bevoll¬
mächtigten der Deutschen Könige Fürsten und Städte unterzeichnet worden.
Jeder Mann der sein Vaterland liebt und dessen Glück und Ruhm wünscht,
ist berufen zu untersuchen, ob der Inhalt dieser Urkunde entspricht der
Erwartung der Nation, der Größe ihrer Anstrengungen, ihrer Leiden, der
Thatkraft und Beschaffenheit des Geistes, der sie jene zu machen und diese
zu ertragen in Stand setzte? ob sie in dieser Urkunde die Gewähr ihrer
bürgerlichen und politischen Freiheit findet? ob die dadurch geschaffenen
Einrichtungen dem durch die verbündeten Herrscher in ihren Bekannt¬
machungen verkündeten Zweck des Krieges entsprechen, und den Grund¬
sätzen gemäß sind, welche der Kaiser in seinem politischen Betragen gegen¬
über den fremden Völkern, der Schweiz usw. bekannt hat.
Der Kaiser erklärte bei dem Eintritt mit seinem Heere in Deutsch¬
land (April 1813)/) er beabsichtige den Fürsten und Völkern Deutsch¬
lands zu helfen, um ihre Freiheit und Unabhängigkeit wieder zu erobern,
und der Wiederherstellung des alten Reiches einen mächtigen Schutz und
eine feste Gewähr zu leihen.
Der Kaiser bestand in seiner Note vom Ilten November2) auf
Herstellung eines politischen Systems in Deutschland, welches die innere
Ruhe gewährleistete, die Verwendung seiner Kräfte einer zusammen¬
gedrängten Leitung unterwerfe, und die Mißbräuche der Gewalt verhüte
indem es die Rechte aller Klassen der Gesellschaft durch starke weise und
freisinnige Einrichtungen beschütze.