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Brunhild ihren Hofdamen, sich zum Kirchgang möglichst kostbar
zu kleiden, damit sie als Herrin ohne Schande bestehen und die
Prüfung mit Brunhild nicht zu scheuen brauche. Die Mägdelein
tragen dann ein so reiches Gewand, wie man es zuvor
nimmer sah.
Die Kleiderstoffe bestanden aus selbstgewebter
Leinwand, aus dem schneeweißen „s a b e n“, einem feinen,
orientalischen Leinengewebe, aus Wolle oder Seide. Be¬
rühmte, sehr wertvolle Seidenarten waren der p h e 11 e 1
(palliolum), ein Brokat, der p u r p u r, der b aide k in aus
Bagdad (Baldac), der ciclät (Tristan 11122, aus verschieden¬
farbiger Seide
mitGold durch¬
wirkt), der
tim it (Tri¬
stan 11124,
ein griechi¬
sches Gewebe
aus doppelten
Fäden), der
z e n d ä 1 (Tri¬
stan 602, ein
leichter Taft),
der s i g e 1 ä t,
der samit,
ein schweres
Seidengewebe
aus dem Ori¬
ent (Tristan
10904). Alle
diese stammten aus Spanien und dem Orient, aus Byzanz, Ara¬
bien, Mesopotamien (N i n n i v e), Persien, Syrien, Afrika
(Alexandria), Marroch, d. h. Marokko, Libia). Die Stoffe waren
vor 1200 meist einfarbig, also weiß (lieht), für welche Farbe
die vornehmen Frauen eine besondere Vorliebe hatten, auch
grün und blau (diese drei Farben namentlich bei Seiden¬
stoffen), rot und schwarz. Knechte und Bauern trugen graue,
dunkelblaue und braune Kleider. Seit dem 13. Jahrhundert trug
man auch zweifarbige Stoffe. Der Eindruck dieser kostbaren
Stoffe wurde dadurch noch besonders erhöht, daß sie mit Pelz
reich besetzt und gefüttert waren. An dem Pelzwerk erkannte
Fig. 77. Frauen.trachten.
Miniaturen der Heidelberger Minnesinger-Handsclirift. Anfang des
14. Jahrhunderts. (Schultz, Höfisches Leben zur Zeit der Minne¬
singer. Bd. I.)