Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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der Angestellten, der staatlichen und privaten, ist durch den Aufschwung der 
Bevölkerung und der Industrie sehr zahlreich geworden. Somit hätten wir 
also statt der drei früheren Stände vier Volksklassen. Äußerlich unterscheiden 
sie sich in der Tracht nicht voneinander. Adlige und Bauern haben ihre 
besondere Tracht aufgegeben und die des Bürgers angenommen. 
Das Bildungswesen ist von dem Umschwung der Verhältnisse sehr 
beeinflußt worden. Art den Universitäten nahmen die Naturwissenschaften 
einen immer größeren Raum ein. Bedeutende Lehrer (Professoren) waren 
oder sind hier H. Helmholtz, G. R. Kirchhoff, R. Virchow, M. Pettenkoser, 
R. Koch, A. Röntgen u. a. Naturkunde wurde nun auch in den Gymnasien 
und den Volksschulen mehr als früher gelehrt; die Realschulen und Ober¬ 
realschulen wurden immer zahlreicher und die Technischen Hochschulen 
immer stärker besucht. Einen großen Ausschwung nahm die Presse d. h. 
die Zeitungen, die zu Hunderten erschienen und überall Leser fanden. 
Die Künste entwickelten sich langsam weiter. In der Musik wurde 
Franz Liszt durch seine herrlichen Symphonien und Richard Wagner durch 
seine vaterländischen Musikdramen bedeutend. Die Dichtkunst ist leider zum 
Stieskinde des Volkes geworden; Gedichte wollen nur wenige mehr lesen. 
Die besten Dichter der Neuzeit: Fontane, Geibel, Rittershaus, Mörike, Geros, 
Sturm u. a. kommen kaum zur Geltung. 
34. Die Machtstellung des Reiches unter dem ersten Kaiser 
und seinem Kanzler. 
Die Maßnahmen zum Landesschutze nach außen. Die allernächste 
Aufgabe, die nach der Beendigung des deutsch-französischen Krieges der 
Regierung harrte, war die, die Wunden des Krieges zu heilen und die 
Verteidigungskraft des Reiches zu erhöheu. Dazu wurden die 4 Mil¬ 
liarden Mark zum größeren Teil verwandt. 
Es war vorauszusehen, daß die Franzosen den Verlust Elsaß-Loth¬ 
ringens nicht so leicht verschmerzen würden. Sie blieben denn auch von 
Rachegedanken gegen Deutschland erfüllt, rüsteten aufs äußerste und befestigten 
ihre Grenze gegen Deutschland durch eine Kette von Forts. Da mußte auch 
Deutschland gerüstet bleiben und die Friedensstärke seines Heeres stetig er¬ 
höhen. Das geschah von sieben zu sieben Jahren. 
Die Bündnisse zur Erhaltung des Friedens. Dabei ließ es aber 
Fürst Bismarck nicht bewenden. Er sah sich nach Bundesgenossen um und sand 
solche in Österreich und Rußland. Mit beiden kam (im Jahre 1872) das 
sogenannte Dreikaiserbündnis zu stände. Es war eine Art neuer Heiliger 
Allianz, die von drei zu drei Jahren erneuert wurde. Die drei Kaiser ver¬ 
sprachen, sich gegenseitig nicht zu bekriegen und durch ihren Bund auf die 
Erhaltung des europäischen Friedens überhaupt hinzuwirken. 
Als nach einigen Jahren Rußland schwankend wurde, schloß Bismarck, 
um eiue neue, sichere Grundlage zu gewinnen, zunächst geheim (1879) mit 
Österreich ein sestes Schutz- und Trutzbündnis ab, und diesem trat später 
Italien bei. So entstand der sogenannte Dreibund. Es verpflichtete sich 
jeder der drei Staaten, daß, wenn einer von ihnen von zwei Seiten an-
	        
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