Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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adliges, sondern Schelmenblut habe ich vergossen", entgegnete Joachim wie einst 
Rudolf von Habsburg denen, welche die Verurteilten losbitten wollten. 
„Solche Zustände dürfen nie mehr vorkommen", sagte sich der Kurfürst. 
Er richtete deshalb das Hof- und Kammergericht zu Berlin ein. Dieses sollte 
die Streitigkeiten der Adeligen untereinander schlichten und zugleich höchstes 
Appellationsgericht der Mark sein. Dem Kaufmannsstande nützte er durch 
die Einführung von gleichem Maß und Gewicht im ganzen Lande. Die Bauern 
unterstützte er gegen die Adeligen, und deshalb schlossen jich die brandenbur- 
gischen Bauern nicht der großen Empörung von 1525 an. Um mehr Bildung 
unter Adeligen und Bürgern zu verbreiten, gründete der Kurfürst die 
Universität Frankfurt an der Oder (jetzt zu Breslau). 
Unter Joachim, der ein solch trefflicher Regent war und der wegen 
feiner klugen Ratschläge von den deutschen Fürsten nach einem weisen alten 
Griechenkönige Nestor genannt wurde, geschah in Deutschland die große 
Kirchentrennung. Aber der Kurfürst, dessen Bruder der Kardinal-Erzbischof 
von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg, war, zürnte Luther 
als einem anmaßenden Mönche. So sehr er indes die neue Lehre verfolgte, er 
konnte ihre Ausbreitung nicht hindern. Seine eigene Gemahlin bekehrte sich 
§u ihr, mußte aber nach Sachsen entfliehen. Als Joachim gestorben war, trat 
(1589) sein Sohn Joachim II. mit all seinen Untertanen zum lutherischen 
Bekenntnisse über. 
HI. Die Ausdehnung der Zollernnmcht über die Mark hinaus. 
Kurfürst Joachim II. hatte den altgriechischen Beinamen Hektor von 
der Tapferkeit, die er gegen die Türken bewies. Er erreichte durch Verträge auf 
friedlichem Wege, daß ihm die Nachfolge seines Hauses in den schlesischen Fürsten¬ 
tümern Liegnitz, Brieg und Wohlau und im Herzogtum Preußen zugesichert 
wurde, wenn die dortigen Herrscherhäuser ausstürben. Sein verschwenderisches 
Leben brachte ihn dahin, daß er, obwohl er die Münze verschlechterte, trotz¬ 
dem noch Schulden machte. Sein strenger und sparsamer Sohn Johann 
Georg tilgte diese und führte wieder einen geordneten Haushalt ein. 
Auf Johann Georg folgte Kurfürst Joachim Friedrich. Dieser sah, 
daß die bisherige Art der Verwaltung an manchen Mängeln litt und gab 
sich deshalb selbst einen Beirat. Das war das sogenannte Geheimerats¬ 
kollegium, aus dem später das Ministerium wurde. Es bestand aus acht 
gelehrten Leuten, deren oberster der Kanzler war, und hatte die Aufsicht über 
das Kriegs-, das Steuer-, das Handels- und Gewerbewesen zu führen. 
Kurfürst Johann Sigismund, Joachim Friedrichs Sohn, machte zwei 
wichtige Erwerbungen. 
Durch Erbschaft bekam er das Herzogtum Kleve und die Grafschaften 
Mark und Ravensberg. Ersteres mit der Hauptstadt Kleve lag am Rhein, 
letztere beide mit den Hauptstädten Hamm und Bielefeld lagen in Westfalen. 
Das war der Anfang der zollerischen Herrschaft in Westdeutschland. 
Noch wichtiger war die zweite Erwerbung, die des Herzogtums Preu¬ 
ßen, 1618. Dieses Land, d. h. etwa die heutige Provinz Ostpreußen (außer 
Ermland) mit der Hauptstadt Königsberg, lag außerhalb des Deutschen Reiches. 
Es war aber ein deutsches und evangelisches Land. Doch war der König von
	        
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