Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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bündeten, die sie besetzten. „Luise ist gerächt!" rief Blücher aus, als die 
Hauptstadt des Franzosenkaisers bezwungen zu seinen Füßen lag. 
Um dieselbe Zeit wurde das letzte französische Heer von den Eng¬ 
ländern aus Spanien über die Pyrenäen getrieben und bald darauf 
entscheidend geschlagen. 
Am 31. März 1814 hielten die drei Monarchen ihren Einzug in 
Paris. Nunmehr wurde Napoleon des Thrones entsetzt. Aber 
man ließ ihm den Kaisertitel und ein Bataillon seiner alten Garde; er 
erhielt ferner die italienische Insel Elba als Fürstentum und einen ansehn¬ 
lichen Jahresgehalt. Seine Gemahlin und den kleinen Napoleon sah er 
nicht wieder; der Kaiser Franz ließ beide nach Österreich bringen. 
Stein und Blücher waren für strenge Bestrafung der Franzosen. Aber 
die Monarchen bezeigten sich äußerst mild. Ludwig XVIII., der Bruder des 
hingerichteten Ludwig XVI., wurde als König eingesetzt, und Frankreich behielt 
die Grenzen, die es im Jahre 1792 gehabt hatte und brauchte nicht einmal 
Kriegssteueru zu bezahlen. Auch von den geraubteu Kunstsachen brauchten 
nur wenige herausgegeben zu werden. Es kam aber u. a. die Viktoria 
wieder nach Berlin, nachdem sie beinahe acht Jahre unausgepackt in Paris 
gestanden hatte. Ebenso wurden Friedrichs des Großen Hut und Degen 
zurückgenommen. 
Sobald der Friede zu Paris geschlossen worden war, zogen die Heere 
der Verbündeten heimwärts. König Friedrich Wilhelm erhob Hardenberg 
und Blücher zu Fürsten; Blücher bekam den Beinamen „von Walstatt" 
(nach dem alten Mongolenschlachtfelde nahe der Katzbach). 
Die Monarchen und Staatsmänner begaben sich hierauf nach Wien, 
wo die Verhältnisse Europas, vor allem Deutschlands neugeordnet werden 
sollten. Die Arbeiten auf diesen: Wiener Kongreß (d. i. Zusammenkunft) 
schritten aber nur langsam voran, und bald entspannen sich auch schon die 
größten Zwistigkeiten der Mächte untereinander. 
II. Der sechste Kundeskrieg und der zweite Fel-zug nach Frankreich. 
Napoleon begann wieder zu hoffen. Er warb heimlich neue Soldaten 
zu seinen Garden hinzu, mietete ebenso heimlich ein Schiff, uud als die 
englische Flotte, die ihn bewachen sollte, dies einmal unterließ, schiffte er 
sich ein und kam glücklich nach Frankreich hinüber. Es war zu Anfang 
des März von 1815. 
Auf die Nachricht von der Landung Napoleons hin wurden die Mächte 
mit einem Male wieder einig. Er wurde als Friedensstörer in die Acht 
erklärt uud der Krieg wider ihn beschlossen. Es war der sechste Bundes¬ 
krieg, der begann. Die vier großen Mächte sollten je ein Heer aufstellen: 
die Engländer in Belgien, die Preußen am Niederrhein, die Russen 
am Mittelrhein, die Österreicher am Oberrhein. Die Engländer und 
Preußen waren am frühesten zur Stelle. Jene befehligte der Herzog von 
Wellington, diese der Fürst von Blücher (mit Gneisenau). Beide strebten 
dahin, sich zu vereinigen. 
Unterdes war Napoleon weitergezogen, anfangs langsam. Nach und 
nach siel ihm das Volk wieder zu, und die alten Soldaten, die von der
	        
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