Metadata: Altertum und Mittelalter (Teil 1)

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nächsten Jahren war weder Frieden noch Krieg in Griechenland. 
Mehrere der mit Sparta verbündeten Staaten blieben dem Frieden 
fern, und dem gegenüber schlössen Athen und Sparta sogar ein 
50jähriges Bündnis. Das war sür Athen ein ungeheurer Erfolg, 
und es hatte demgegenüber wenig zu bedeuten, daß Sparta, dessen 
Verbündete über den Friedensschluß empört waren, die Ausführung 
der Friedensbedingungen in Thrakien nicht durchsetzen konnte. Ent¬ 
rüstet über den Frieden verbanden sich Elis und Mantinea mit 
Argos. Die athenische Demokratie stürzte sich selbst ins Unglück. 
Eine Kriegspartei arbeitete hier auf Erneuerung des großen Kampfes 
hin, an ihrer Spitze aus Eifersucht auf den angesehenen Nikias der 
jugendliche Alkibiades, ein Verwandter des Perikles, ein Schüler 
des Sokrates, den er verehrte, ohne ihm zu folgen, ein Jüngling 
von glänzendster Begabung, aber ungebrochenem Eigenwillen, keckem 
Übermut, rücksichtslosem Ehrgeiz. Ihm gelang es, bald wieder 
ein Verhältnis herzustellen, das nicht viel von einem offenen Krieg 
verschieden war. Alkibiades setzte durch, daß Athen mit Argos, 
Elis und Mantinea ein Bündnis einging. Athens Hilse konnte 
aber den großen Sieg des Spartanerkönigs Agis bei Mantinea 
nicht hindern, durch den Sparta den feindlichen Sonderbund zer- 
störte und sein Ansehen im Peloponnes glänzend wiederherstellte (418). 
b. Sizilischer Feldzug (415—413). Bald faßte Alkibiades415. 
ein größeres Unternehmen ins Auge. Trotz der Warnungen des 
Nikias ließen sich die Athener von ihm bewegen, der Mischen Stadt 
Egesta in ihrem Kampf gegen das von Syrakus unterstützte Selinus 
zu Hilfe zu kommen 415. 
In Sizilien hatten sich frühe Phönizier namentlich im Norden und 
Westen, seit dem 8. Jahrhundert griechische Kolonisten in großer Zahl 
an der Ost- und Südküste niedergelassen. Von den griechischen Kolonien 
kamen besonders das korinthische Syrakus (seit 734) und Akragas zu 
großer Macht. Auch in den sizilischen Städten standen Tyrannen auf, 
so im 5. Jahrhundert jener (Selon von Syrakus, der 480 die Karthager 
bei Himera besiegt und Syrakus zur Großstadt gemacht hat (S. 51). 
Unter diesen Herrschern war Syrakus eine glänzende Stadt voll regen 
geistigen Lebens geworden. Nach dem Ende der Tyrannenherrschaft 
brachen zwischen den dorischen und jonischen Städten Kämpfe aus, in 
denen schon früher das Eingreifen Athens erbeten worden war. 
Während Athen im eigenen Lande in halbem Kriegszustand 
sich befand, stürzte es sich in das sizilische Abenteuer. Eine Flotte 
von 136 Kriegsschiffen mit 6400 Hopliten unter dem Befehl von 
Alkibiades, Nikias und dem tapferen Lamachos wurde dazu 
bestimmt. Da wurden wenige Wochen nach dem entscheidenden 
Beschlüsse in einer Nacht die zahlreichen marmornen Hermessäulen, 
die auf dem Markt, vor vielen Bürgerhäusern und Heiligtümern 
und an Kreuzwegen standen, fast sämtlich verstümmelt. Der ruch- 
lose Frevel (schwerlich eine Tat der aristokratischen Gegner des
	        
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