Die Zeit der unbeschränkten Selbstherrschaft.
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3. Die nordische und orientalische Politik.
a) Die politischen Verhältnisse in Nord- und Osteuropa.
Der mächtigste nordeuropäische Staat ist seit Gustav Adolf
durch seine starke Militärmacht das Königreich Schweden. Es
besitzt außerhalb Schwedens die heute russischen Ostseeprovinzen
Finnland, Jngerntanland, Estland und Livland sowie die
1648 erhaltenen deutschen Gebietsteile. Sein Ziel bleibt die volle
Herrschaft über die Ostseeländer.
Natürliche Gegner Schwedens sind demnach das Königreich
Dänemark-Norwegen, das Königreich Polen, das Kaiserreich
Rußland und von den deutschen Fürstentümern besonders Bran-
denburg-Preußen.
Im Orient besteht die Großmacht der Türkei. Ihr Umfang
übertrifft den des alten oströmischen Reiches. Zur Türkei gehören
in Europa: die Balkanhalbinsel, fast ganz Ungarn nebst dem
abhängigen Fürstentum Siebenbürgen, das heutige Rumänien
und die Länder am Nordrande des Schwarzen Meeres; in
Asien: Kleinasien, Armenien, Syrien und Mesopotamien nebst
Teilen von Arabien; in Afrika: Ägypten, Tripolis sowie als ab¬
hängige Vasallenstaaten Tunis und zeitweise Algier.
Natürliche Gegner der Türkei sind die europäischen Nachbar¬
staaten Venedig, Österreich, Polen und Rußland.
b) 1655—1660 Angriffskrieg des schwedischen Königs
Karl X. auf das Königreich Polen.
1656 Die Schweden, von brandenburgischen Truppen unterstützt,
siegen über die Polen bei Warschau.
Der Bund der schwedenfeindlichen Ostseemächte durch¬
kreuzt die Eroberungspläne Karls XII.
1660 Sein früher Tod führt den Frieden von Oliva herbei.
Er stellt im wesentlichen den status quo ante wieder her.
Doch hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Bran¬
denburg durch kluge Politik die Souveränität über das
Herzogtum Preußen gewonnen.
c) 1683 Der letzte Angriffskrieg der Türken gegen Österreich.
Sie belagern zum zweitenmal unter Kara Mustafa
Wien. Die Stadt wird von Graf Rüdiger Starhemberg
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