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Das Mittelalter.
Dritte Periode.
Von den Kreuzzügen bis Rudolf von Habsburg.
I. Die Kreuzzüge.
Ursachen der Kreuzzüge:
1. Der tiefreligiöse Sinn der damaligen Zeit. Die
abendländische Christenheit begeistert sich für den Gedanken,
das Heilige Land von der Herrschaft der Ungläubigen zu
befreien. Man will ferner dem durch den Islam be¬
drohten oströmischen Reiche helfen in der Hoffnung,
die unlängst getrennte griechisch-katholische Kirche wieder mit
der lateinischen Kirche zu vereinigen.
2. Weltliche Beweggründe, z. B. Abenteuerlust be¬
sonders der ritterlichen Kreise, fürstliche Macht- und
städtische Handelsinteressen.
Anlaß: Papst Urban II. ruft auf Kirchenversamm¬
lungen zu Piacenza und Clermont zur „Kreuzfahrt" auf.
1096—1099 Erster Kreuzzug.
Die meisten Teilnehmer sind aus Frankreich und Ita¬
lien sowie aus dem deutschen Herzogtum Lothringen.
Sammelplatz ist Konstantinopel. Die Kreuzfahrer be¬
siegen in Kleinasien bei Doryläum den Sultan von Jko-
nium, erobern Antiochia in Syrien und schlagen ein tür¬
kisches Entsatzheer.
1099 Jerusalem wird von den Kreuzfahrern erstürmt.
Das christliche Königreich Jerusalem wird gegründet.
Erster König ist der lothringische Herzog Gottfried von
Bouillon, ihm folgen sein Bruder Balduin und dessen
Nachkommen, dann Wahlkönige.
Vasallenstaaten sind das Fürstentum Antiochia (B6he-
mund von Tarent) und die Grafschaft Edessa. Es entstehen
die geistlichen Ritterorden der Johanniter, der Temp¬
ler und in der Zeit des dritten Kreuzzugs der Deutsch-
ritter.