Full text: Kulturbilder aus Deutschlands Vergangenheit

36. Die Soldaten des 18. Jahrhunderts, 
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zu mildern, da sie klar erkannten, daß eine blühende Entwickelung ^Aeig-n? 
des Landes nur auf einem freien Bauernstande beruhe. So hob f*aft. 
der Kaiser Josef II. 1781 die Leibeigenschaft in seinen Ländern 
auf. Die Bauern durfte« nun frei heiraten, fortziehen unb ein 
Handwerk erlernen. Die persönlichen Dienstleistungen unb Natural¬ 
lieferungen blieben zwar bestehen: aber es würbe eine billige 
Summe festgesetzt, für bie sie abgelöst werben konnten. Die Ver¬ 
suche Friebrichs bes Großen scheiterten an bem Wiberstand 
des stolzen Adels, der behauptete, es bestehe gar keine Leibeigen¬ 
schaft mehr, obgleich das thatsächlich der Fall war. So blieb 
die alte Hörigkeit in Preußen bis in unser Jahrhundert hinein 
bestehen, nämlich bis der edle Minister v. Stein dieselbe aus 
der Welt schaffte, um das Vaterland stark zu machen zu dem ge¬ 
waltigen Kampfe gegen die französische Fremdherrschaft. 
30. Die Soldaten des 18. Jahrhunderts. 
Nach dem dreißigjährigen Krieg vollzog sich, veranlaßt durch 
das Vorgehen Ludwigs XIV. von Frankreich, allmählich der Über¬ 
gang vom Söldnerheer zum stehenden Heer. 
Nachdem durch den westfälischen Frieden jeder deutsche Fürst Das „R-i-rs 
eilt selbständiger Landesherr geworden war, suchte man das Bei¬ 
spiel des Versailler Hofes besonders dadurch nachzuahmen, daß 
man eigene Soldaten unterhielt. Oftmals freilich waren das nur 
ein paar Dutzend. Zwar bestand noch immer die Verpflichtung 
für jeden deutschen „Reichsstand", im Fall eines „Reichskrieges" 
ein durch die Reichstagsbeschlüsse von 1521 und 1681 bestimmtes 
„Kontingent" von Truppen zu stellen. Doch unterhielt man 
weniger aus diesem Grunde die Soldaten, als „zur Kurzweil"; 
nur die größeren deutschen Staaten, so namentlich Preußen, Öster¬ 
reich und Sachsen, richteten allmählich stehende Heere ein, um 
wirklich die eigenen Landesgrenzen zu schützen. In den kleineren
	        
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