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11. Tie Bedeutung der Kreuzzüge.
Verminde- niederen Volkskreisen bemerkbar. Auch der Bettler und der
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Leibeigenen, fahrende Sänger konnten nch in den Dienst des himmlischen
Herrn stellen und seine Gnade erwerben. Die Möglichkeit, durch
Teilnahme an den Kreuzfahrten harter Dienstbarkeit zu entgehen,
machte in dem Bauernstande die Sehnsucht nach größerer Frei¬
heit, nach einem menschenwürdigeren Dasein rege. Da die ant
Kreuzzuge Teilnehmenden nach ihrer Rückkehr von ihrer Hörigkeit
befreit wurden, so verminderte sich der leibeigene Stand nicht
unbedeutend.
Einfluß auf Auf jedem Gebiete des deutschen Lebens erweckte die Teil-
Wissenschaft, nähme des Volkes an den heiligen Kriegen ein neues Lebeu.
^Verkehr^ ^eue Bedürfnisse und Gewohnheiten riesen eine immer regere
gewerbliche Thätigkeit hervor und spornten zu immer größerer
geistiger Bewegung an. Die Bekanntschaft mit den kunstreichen
Werken des Morgenlandes gab der Kunst und dem Handwerk
neue Vorbilder: die Gold-, Seiden- und Pelzstoffe des Orients,
die Juwelierarbeiten, Waffen und Prachtgeräte fanden im Abend¬
lande weitere Verbreitung und regten den heimischen Kunst- und
Gewerbfleiß mächtig an. Nene Produkte und ihre Verwertung
lernte man kennen: die Seide und den Seidenbau, den Zucker,
den Buchweizen, mancherlei Gewürze. Zugleich erzeugte die Ver¬
bindung mit dem Osten einen lebhaften Handel, der seinen Weg
ans den Häsen der Levante über Venedig, Pisa und Gen na
durch Deutschland bis zu den Handelsstädten an der Nordsee
nahm. Dadurch wurde das rasche Emporblühen der Städte
herbeigeführt, innerhalb deren Mauern' sich ein machtvoller, freier
Bürgerstand entwickelte, der bald mit Erfolg den Kampf gegen
die verrotteten Zustände des Fehde- und Raubritterwesens auf¬
nehmen konnte und durch das Emporblühen von Wissenschaft
und Bildung die Morgenröte einer neuen Zeit herbeiführte. Die
Wissenschaft fand besonders durch die Kreuzzüge neue Nahrung.
Die geographischen Kenntnisse wurden erweitert; Astronomie und
Arzneiroiffenfchaft wurden nach dem Abendlande hinübergenommen
und fanden eifrige Pflege. In Konstantinopel und Alexan¬
drien lernte man die Wissensschätze der alten Griechen kennen
und schöpfte aus ihnen neue Belehrung. Die Folge war, daß