Full text: Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone

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Schlosse Schutz vor dem. Wetter zu suchen, da antwortete der Prinz: 
„Seit wann geht etu Soldat dem Platzregen aus dem Wege?" 
Kaum waren die Worte gesprochen, als auch schon ein Lakai mit 
einem Regenschirm herbeieilte und denselben über dem Prinzen 
ausspannte. Aus seine Büchse gestützt, sah der Prinz den Schirm 
verächtlich au und fragte dann den Diener: „Tu, sage, hast Tu 
je einen preußischen Prinzen unter einem Regenschirm gesehen?" 
Kleinmütig antwortete der verblüffte Diener: „Nein, Königliche 
Hoheit!" „Tann mache das dumme Ting zu und trolle Dich!" 
cntgegnete der Prinz, und die Übungen nahmen trotz Sturm und 
Regen ihren Fortgang. 
Am 3. Juni 1840 fand zu Berlin die feierliche Grundstein¬ 
legung zum Denkmale Friedrichs des Großen statt, und ber kleine 
Fritz wohnte derselben in Soldatenuniform bei. Einige Tage 
später stand der neunjährige Prinz am Sterbebette seines hei߬ 
geliebten Großvaters, der seinen kleinen, lebhaften Enkel stets gern 
um sich sah. Am ersten Pfingstfeiertage hatte Friedrich Wilhelm 
ausgelitten, einer der edelsten Zollernsürsten, dessen Zeit Unruhe, 
dessen Hoffnung Gott gewesen war. Das waren traurige Psingst* 
seiertage für die königliche Familie und auch für unseren Fritz. 
Ter Huldigungsseier seines Oheims, Friedrich Wilhelms iv", 
wohnte auch der künftige Kronprinz bei. Er sah, wie die Ab¬ 
gesandten des Volkes ans den entferntesten Gegenden des Landes 
herbeigeströmt waren, um dem hochsinnigen Könige den Eid der 
Ireuc zu schwören. Ter Kronprinz hörte, wie Friedrich Wil¬ 
helm IX . aus der Thronbühne am Schloß vor einer unabsehbaren 
Volksmenge den Ansfpruch that: „Ich will vor allem dahin trachten, 
dem Vaterlande die Stelle zu sichern, aus welche es die göttliche 
Vorsehung durch eine Geschichte ohnegleichen erhoben hat, auf 
welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und 
die Rechte Deutschlands!" Wer hätte ahnen können, daß unser 
tfritz fünfundzwanzig Jahre später als umsichtsvoller Heerführer 
dieses Ziel ereicheu half! 
Wie der Vater unseres Prinzen einst znr Freude der edlen 
Königin Luise in seinem zehnten Lebensjahr das Patent als 
Sekonde-Lieutenant der Leibkompanie erhielt, so wurde auch 
„unser Fritz" an seinem zehnten Geburtstage zum Sekonde-Liente- 
nant des Garderegimeuts ernannt. Der junge Lieutenant hatte 
nichts Eiligeres zu thun, als in seiner neuen Uniform sich bei 
allen seinen Vorgesetzten, vom Könige bis zum Feldwebel Zeidler 
herab, zu melden. Am folgenden Sonntage stellte ihn der König 
den Offizieren des Regiments vor und sprach dabei zu feinem 
kleinen Neffen: „Tn bist zwar noch sehr klein, Fritz, aber lerne 
diese Herren nur kennen, damit Du sie einst als König übersehen kannst!"
	        
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