Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk

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einander verbündet, und sie sind besser Freund miteinander, 
als sie jemals waren, solange Österreich noch selber zu Deutsch¬ 
land gehören wollte. 
So wurde denn zwischen Österreich und Preußen Frieden 
gemacht. Viele Ratgeber drängten den König, er solle den 
Österreichern doch etwas Land wegnehmen; aber Bismarck, 
der an die spätere Versöhnung dachte, riet das Gegenteil, und 
der König gab Bismarck Recht. Aber Schleswig-Holstein fiel 
nun natürlich ganz an Preußen; und ebenso bekam jetzt Preußen 
den Oberbefehl über die deutschen Soldaten, wenigstens in 
Norddeutschland. Denn daß Bayern, Württemberg uud Baden 
gleich mit dazu kamen, das litt Frankreich nicht; Frankreich 
dachte, Deutschland würde dann zu mächtig werden. Aber 
Bismarck klärte die Bayern auf, daß Frankreich ihnen die ganze 
schöne Pfalz wegnehmen wollte, und so kam denn zwischen 
Preußen und den süddeutschen Staaten wenigstens ein Bündnis 
für den Kriegsfall zustande. Von den norddeutschen Staaten 
behielt Preußen Hannover, Kurhessen und Nassau, deren Re¬ 
gierungen sich am feindlichsten zu Preußen gestellt hatten, 
ganz uud gar; die anderen Staaten aber traten zusammen 
zu einem Norddeutschen Bund. König Wilhelm wurde 
Bundespräsident. 
Nun war es jedem Menschen klar, wer Recht gehabt 
hatte, der König und sein Minister Bismarck oder das Ab¬ 
geordnetenhaus. Sogar den Abgeordneten ging ein Licht auf, 
namentlich da die Wähler denn doch in diesem Jahre erheb¬ 
lich mehr Freunde der Regierung wählten. Aber auch die 
Feinde der Regierung sahen ein, daß jedes Kind sie auslachen 
würde, wenn sie nun noch sagen wollten: „Die Heeresreform 
war nicht nötig." 
Aber nun rieten wieder viele Leute dem Könige, er 
solle doch das ganze Abgeordnetenhaus wegjagen, da es sich 
so dumm und so unpreußisch gezeigt hätte. Dagegen sprach
	        
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