Heinrich sichert die Grenze. 35
Was widukind hier berichtet, scheint am meisten auf bestimmte (Drte und 47
Zeiten beschränkt werden zu müssen. Vhne Zweifel können nur abhängige Leute
des Königs gemeint fein, denen er solches befehlen und die er zur Verteidigung
feiner Pfalzen bestimmen mochte. waitz 98.
. . . Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle 48
übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten
würden, . . . damit sie im Frieden lernten, was sie im Fall der Not
gegen die Feinde zu tun hätten. widukind 1, 35.
Dadurch stieg der Wechselverkehr zwischen Stadt und Land, es 49
stieg der Kleinhandel, der . . . die Landesprodukte in noch höhere preise brachte
und deshalb auch dem Bauer Gelegenheit gab, auf den Betrieb feiner Land¬
wirtschaft ein höheres Kapital zu verwenden. Langethal 32.
Eine befestigte Stadt mußte einen Vorsteher haben, der 50
ihre Verteidigung leitete, und der alte Drtsvorsteher oder Schult¬
heiß hat zu dem Ende eine höhere Stellung erlangt. Vielleicht
ist aber hie und da auch schon ein Beamter mit gräflichem Namen
oder Hecht eingesetzt worden und so die Einwohnerschaft aus der
Gemeinschaft des Gaues ausgeschieden. waitz 99.
Auf solche weise besamen die kleinen Freien auch außer dem geistlichen
Stande noch einen Zufluchtsort; denn es taten sich nun vor ihnen die Tore aller
Städte auf und luden sie ein, sich untereinander den Mächtigeren gegenüber zum
Schutze und Trutze für die (Erhaltung ihrer Rechte zu verbinden. Langethal 33.
Heinrich sichert d i e Grenze.
Mitten in diesen großen Umgestaltungen sehen wir Heinrich 51
den Grenzkrieg selbst im größten Maßstabe wieder aufnehmen.
928 dringt er ins Havelgebiet, nimmt im tiefsten Winter die He-
veller-Hauptstadt Brennabor und unterwirft die Landschaften
zwischen Havel und Spree.
Heinrich fiel über die Slaven her, welche Hevelder genannt werden, er¬
müdete sie durch viele Treffen und nahm endlich bei einem sehr heftigen Froste,
indem er auf dem CEife sein Lager aufschlug, die Burg, welche Brennaburq heißt,
durch Hunger, Schwert und Kälte. ' ‘ widukind I* 35.
Dann wendet er sich südöstlich gegen die ©berelbe in das
Daleminzierland, erobert die sächsische Schweiz und
gründet Meißen, dringt in B ö h m e n ein, nimmt präg und macht
den böhmischen Herzog Wenzel tributpflichtig, während andere
sächsische Heere die Redarier zwischen Havel und Peene (im
Strelitzischen) unterjochen. Lin allgemeiner Aufstand der Slaven
an der mittleren Elbe endete im Jahre 929 mit ihrer Niederlage
bei Lenzen. )m Jahre 932 fiel Lebusa, die Hauptstadt der
Lausitzer; beim Ablauf des ungarischen Waffenstillstandes war das
Land zwischen Elbe und Oder in Heinrichs Gewalt. Nitzsch 1, 328.
Die wendischen (Eroberungen sind die weltgeschichtliche Tat Heinrichs I. 52
Durch sie hat er das deutsche Volk in das Gebiet geführt, in das sich nach fast
einem Jahrtausend der Schwerpunkt der deutschen Macht verlegen sollte.
Hauck III, 77.