Motto: „Die Phantasie ist auch nach
meiner Überzeugung die Mutter
wie aller Poesie so aller Historie."
Wilhelm Gundlach.
Vorwort.
Auch während dieser Arbeit schwoll uns der Stoff, obwohl
wir uns möglichster Kürze befleißigten, überaus an, dermaßen sogar,
daß wir uns zu einer Zweiteilung des festes entschließen mußten.
Die Gründe für diese Umfänglichfeit liegen einerseits in unserem
Bestreben, dem Leser bald das reiche Detail einzelgeschichtlicher
Vorgänge vorzuführen bald ihn emporzugeleiten auf die höhere
warte derer, die jene Linzeivorgänge mit der großen Linie des
vor-, des nachher geschichtlich Bedeutungsvollen verbanden, anderer¬
seits darin, daß neben den politischen Geschicken unseres volfes
den fulturellen Verhältnissen auf der Höhe des Mittelalters eine
Sorgfalt zugewendet wurde, wie sie in werfen ähnlicher Tendenz
wohl selten zur Ausprägung gefommen ist, von der wir aber hoffen,
daß sie für Lehrer wie Schüler viel Erfreuliches zeitigen werde.
Befremdlich mag es manchem erscheinen, daß wir das Leben
Heinrichs IV. verhältnismäßig so ausführlich darstellten. )ndes
fein anderer Stoff ist so wie dieser geeignet zu zeigen, auf welch
schwachen Fundamenten das deutsche Kaisertum ruhte in Zeiten,
da die vielgepriesene deutsche Treue dem trotzigen, eigensüchtigen
Streben nach Selbstherrlichfeit geopfert ward; zudem dürfte fein
zweiter mittelalterlicher Herrscher unsrer innigen Teilnahme so sicher
sein als Heinrich IV., dem die damaligen ITtachtfaftoren also zusetzten,
daß er frühzeitig alterte und in sonst verhältnismäßig rüstigem Alter
sein (Ende fand — in einem äußersten winfel seines Reiches, „im
letzten Häuselein" wie ein zu Tode gehetztes wild.
So viele freundliche Beurteilungen auch unser werf bis jetzt
erfahren, wir müssen doch mit einem gewissen Bedauern zugestehen,
daß nicht immer das herausgefühlt wird, was uns Antrieb zu unserm
Beginnen gab, was uns auch Kraft geben wird die Arbeit zu einem
hoffentlich gedeihlichen Abschluß zu bringen, wenn z. B. Hude in
seinem nunmehr in \0. Auflage erschienenen Buche: „Methodif
des gesamten volfsschulunterrichts“ unser werf also beurteilt:
„Line eigenartige Zusammenstellung von gZuellensätzen, kurzen (Quellen*
stücken und Abschnitten aus Spezialwerken bieten Falk, Gerold und Rother in