Full text: [H. 3, Teil 1] (H. 3, Teil 1)

82 Historische Grundlagen. 
und sank matt zusammen. Die herumstehenden Fürsten setzten ihn 
auf einen Sessel. Da er sein Haupt neigte, als wäre er schon ver¬ 
schieden, erweckten sie ihn wieder zum Bewußtsein. Er empfing 
nun das HI. Abendmahl und hauchte dann ohne Seufzer unter den 
Klängen der Lobgesänge feine Seele aus. Der Leichnam wurde 
in fein Schlafgemach gebracht und trotz der späten Abendstunde 
die Trauerkunde bekannt gemacht. 
Als es Morgen geworden war, eilten alle Großen des Reiches, 
die zu Memleben verweilten, herbei, reichten dem neuen Herrscher' 
©tto II., als Zeichen ihrer Dienstbarkeit die Hände und gelobten 
ihm Treue und Beistand gegen alle Feinde. 
Der Leib Ottos wurde einbalsamiert, nach Magdeburg 
gebracht und dort an der Seite seiner ersten Gemahlin in einem 
marmornen Sarge zur letzten Ruhe bestattet. Dies geschah in den 
ersten Tagen des Juni 973 in Gegenwart der kaiserlichen Familie 
und vieler Fürsten des Reiches. Über dem Grabmal wurde in la¬ 
teinischer Schrift die Worte angebracht: 
König und Lhrist war er und der Heimat herrlichste Zierde, 
den hier der Marmor bedeckt: dreifach beklagt ihn die Welt. 
©tto hinterließ Adelheid als Witwe, den jungen Kaiser Otto II. 
und die Abtissin Mathilde von Quedlinburg, er hatte das 6 V Lebens¬ 
jahr vollendet und war 37 Jahre König und *2 Jahre Kaiser. 
Nach Giesebrecht I, 563 ff. und widukind III, 75. 76. 
Urteil. 
ZTicht ohne die größten Gefahren, Kämpfe und Entschließungen 
war Otto zu der Stellung gelangt, die er inne hatte. Ich lege wert 
auf die Entschließungen; denn diese sind es, was die Geisteskraft 
und die Seele eines Menschen am meisten kennzeichnet und was 
demgemäß auch die größten Wirkungen hervorbringt. . . . Um 
die einmal ergriffene Stellung zu behaupten, hat Otto sich nicht 
selten mit denen schlagen müssen, die ihm am nächsten standen, 
erst mit feinem Bruder, dann mit feinem Sohne. . . . Mit dieser 
Entschlossenheit, die aus moralischen Impulsen entsprang, verband 
sich in Otto eine gleichsam instinktive Einsicht in die politische Lage, 
die ihm feine großen Unternehmungen nach Italien eingab. . . . 
Er war ganz fein eigen und was er einmal getan, davon mich er 
auch in den größten Gefahren nicht zurück; er besaß eine eiserne 
Unerschütterlichst. Seine Politik stützte sich auf fein Schwert, 
wehe denen, die sich ihm miederfetzten; er behandelte sie nicht 
allein als feine Feinde sondern als Verbrecher. Rücksichten kannte 
er nicht; er identifizierte feine Persönlichkeit mit der Stellung, 
die er in den allgemeinen Konflikten nahm. Ranke vi. 2, 266 ff.
	        
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