Full text: [H. 3, Teil 1] (H. 3, Teil 1)

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den Vertrag für erzwungen und darum für ungültig. Endlich einigten sich 
Kaiser und Papst dahin, daß der Kaiser die in seiner Gegenwart gewählten 
Bischöfe mit dem Zepter (als Zeichen ihrer weltlichen Macht), der Papst sie 
mit Ring und Stab (den Abzeichen ihrer geistlichen Würde) belehnen solle. 
Diesen Vertrag nennt man das Wormser Konkordat (1122). Ohne 
Erben starb dieser wenig geliebte Herrscher 1125. Mit ihm erlosch das 
fränkische Kaiserhaus. 
§ 50. Die Kreuzzüge Die Veranlassung der 
Kreuzzüge waren die Not der Christen in Palästina und die 
Bedrückungen der Pilger im heiligen Lande durch die Türken. 
Seit Jahrhunderten pilgerten alle Jahre Tausende von gläubigen 
Christen nach dem h. Lande, um die Stätten zu besuchen, wo 
unser Herr und Heiland Jesus Christus gewandelt, gelebt und 
gelitten hat. Die Araber, welche später Palästina erobert hatten 
(f. § 36), sahen die Pilger gern, denn sie brachten Geld ins Land. 
Als aber im 11. Jahrh, die rohen Türken das h. Land einnahmen, 
wurden die Pilger mißhandelt, ausgeplündert oder wohl gar er¬ 
mordet. Im Vereine mit den geplagten christlichen Bewohnern 
Palästinas hatten sie schon öfter den Papst um Hülfe gebeten. 
Papst Urban II. beschloß, endlich ihre Bitten zu erfüllen. Er 
befahl dem eben aus dem h. Lande heimkehrenden Mönche Peter 
von Amiens, überall in Italien und Frankreich das Elend der 
Christen im Morgenlande zu schildern. Darauf berief er eine 
Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich (1095). 
Fürsten und Volk waren in Menge herbeigeströmt. Papst Urban 
forderte sie auf, ihren bedrängten Brüdern zu helfen. „Gott will 
es! Gott will es!" rief man ihm entgegen, und Tausende hefteten 
sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, das Zeichen der 
Streiter Christi. (Daher Kreuzfahrer — Kreuzzüge!) 
Der erste Kreuzzug kam 1096 zustande. Französische 
und italienische Fürsten sammelten Ritter und Knechte (Fußvolk) 
um sich, und ein jeder Fürst zog an der Spitze seiner Schar auf 
Konstantinopel zu. Der tapferste, mächtigste und angesehenste 
aller Fürsten war Gottfried von Bouillon, Herzog von 
Lothringen. Gegen eine halbe Million Kreuzfahrer fanden sich 
bei Konstantinopel zusammen. Der griechische Kaiser ließ sie nach 
Kleinasien hinübersetzen. Nach unsäglichen Mühsalen und Kämpfen 
mit den Türken kam das Heer vor der festen Stadt Antiochien 
an und nahm sie mit Sturm ein. Dann gings weiter auf Je¬ 
rusalem zu. Aber nur 40000 der Kreuzfahrer erblickten die 
Stadt, welche eine dreifache Mauer umschloß. Mit heldenmütiger 
Tapferkeit wurde sie von den Türken verteidigt; aber unter Gott¬ 
frieds Führung erstiegen die Kreuzfahrer die Mauer, eroberten die 
Stadt und mordeten in grauenvollem Gemetzel Türken und Juden 
(1099). Dann reinigten sie ihre Kleider vom Blute der Erschla¬ 
genen. waUfahrteten zur Kirche des h. Grabes und wählten endlich 
Gottfried zum Könige von Jerusalem. Mit den Worten: „Wo 
mein Heiland die Dornenkrone getragen hat, will ich keine Königs-
	        
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