^82 Handwerker und Künstler.
Meistersinger dahin; starb einer, so geleiteten ihn alle zu Grabe
und war es ein Merker gewesen, so sang ihm die ganze Gesellschaft,
ehe der Sarg versenkt wurde, ein letztes Lied^).
Als Hans Sachs noch sang. — Am Nachmittag eines pfingst»
festes ums Jahr \550 sollte wieder einmal eine Festsitzung der
Meistersinger stattfinden. So wallte denn eine stattliche Menge
Voltes zur Katharinenfirche. Am Eingang derselben stand ein
Meistersinger mit einer Büchse und jeder Eintretende gab gern ein
kleines Trinkgeld.
Hübsch aufgeputzt war heute das Innere der "Kirche; vom
Chore, wo die Vornehmen platz genommen hatten, hingen kostbare
Decken herab. Auf den Banken umher saßen teils langbärtige
Greise teils jugendliche Männer, alle so still und ernst, als wenn
sie zu den Weisen Griechenlands gehörten. Das waren die Meister¬
singer. Sie prangten in schwarzen Seidengewändern mit zierlich
gefalteten Spitzenkragen, auf dem Kopf trug jeder ein Barett.
Und unter ihnen fehlte auch nicht der ehrwürdige Hans Sachs,
der berühmte Nürnberger Schuhmacher und Poet.
Neben der Predigtkanzel war eine zweite Kanzel errichtet,
nur kleiner wie diese und heute mit einem bunten Teppich geschmückt.
Das war der Singstuhl. Als nun alle still und geräuschlos dasaßen,
erhob sich einer aus ihrer Mitte, ein sremder Gesell aus Straßburg,
betrat die Stufen, die zum Singestuhl emporführten, setzte sich
sein züchtig, nahm sein Barett ab, neigte den Kopf wie um seine
Gedanken zu sammeln und begann alsdann zu singen ein schön
Lied „von dem Streite gegen die Türken, den Feind der Christen¬
heit"; gar zierlich setzte er feine weise und ohne Tadel nach der
„Hammerweise" Lienhart Nunnenpeksmit siebenundzwanzig Heimen.
3hm folgten noch mehrere andere nach; der eine sang „ein schön
Lied von dem Pfarrer im Federfaß" im grünen Ton, ein anderer
„ein schön Lied von den drei löbliche?! Bäuerinnen" im Hosenton,
ein vierter ein „neu Lied wider das große Fluchen" im blühenden
Ton Frauenlobs. Damit schloß das Freisingen.
Nunmehr aber begann gar feierlich ein Nürnberger alter
Meistersinger ein Lied, in das die anderen einstimmten, denn jetzt
erst nahm das Hauptsingen um Ehre und Huhm feinen Anfang.
Ein greiser Meister betrat den Singestuhl und ruhete erst ein wenig.
Da erscholl vom Chore her mit lauter Stimme der Huf: „Fanget
an!" Der Hufer konnte aber von niemand gesehen werden, denn
er saß nebst drei andern Meistern an einem Tisch, der rings von
*) Weddiqen 40.