fullscreen: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

249 
und dort ein Bübchen wie 'ne Frau, 
ein zierliches Spelunkenlicht; 
der drüben an dem Scheitelhaar 
so sachte streift den blanken Fänger, 
schaut aus den blauen Augen gar 
wie ein verarmter Minnesänger. 
'S ist lichter Tag! Die Bande scheut 
vor keiner Stunde — alles gleich; 
es ist die Rote Bande, weit 
verschrien, gefürchtet in dem Reich: 
das Knäbchen kauert unterm Stier 
und betet, raschelt es im Walde, 
und manches Weib verschließt die Tür, 
schreit nur ein Kuckuck an der Halde. 
Die Posten haben sich zerstreut, 
und in die Hütte schlüpft der Troß — 
Wildhüters Obdach zu der Zeit, 
als jene Trümmer war ein Schloß: 
wie Ritter vor der Ahnengruft 
fühlt sich der Räuber stolz gehoben 
am Schutte, dran ein gleicher Schuft 
vor Jahren einst den Brand geschoben. 
Und als der letzte Schritt verhallt, 
der letzte Zweig zurückgerauscht, 
da wird es einsam in dem Wald, 
wo überm Ast die Sonne lauscht. 
Und als es drinnen noch geklirrt 
und noch ein Weilchen sich geschoben, 
da still es in der Hütte wird, 
vom wilden Weingerank umwoben. 
Der scheue Vogel setzt sich kühn 
aufs Dach und wiegt sein glänzend Haupt, 
und summend durch der Reben Grün 
die wilde Biene Honig raubt. 
Nur leise wie der Hauch im Tann, 
wie Weste durch die Halme streifen, 
hört drinnen leise, leise man 
vorsichtig an den Messern schleifen. 
II. Ja, lieblich ist des Berges Maid 
in ihrer festen Glieder Pracht, 
in ihrer blanken Fröhlichkeit 
und ihrer Zöpfe Rabennacht; 
siehst du sie brechen durchs Genist 
der Brombeerranken, frisch, gedrungen: 
du denkst, die Zentifolie ist 
vor Übermut vom Süel gesprungen. 
Nun steht sie still und schaut sich um — 
allüberall nur Baum an Baum; 
ja, irre zieht im Walde um 
des Berges Maid und glaubt es kaum; 
noch zwei Minuten, wo sie sann, 
pulsieren ließ die heißen Glieder — 
behende wie ein Marder dann 
schlüpft keck sie in den Steinbruch nieder. 
Am Eingang steht ein Felsenblock, 
wo das Geschiebe überhängt; 
der Efeu schüttelt sein Gelock, 
zur grünen Laube vorgedrängt; 
da unterm Dache lagert sie, 
behaglich lehnend an dem Steine, 
und denkt: ich sitze wahrlich wie 
ein Heil'genbildchen in dem Schreine! 
Ihr ist so warm; der Zöpfe Paar 
sie löset mit der runden Hand, 
und nieder rauscht ihr schwarzes Haar 
wie Rabenfittiches Gewand. 
Ei! denkt sie, bin ich doch allein! 
Auf springt das Spangenpaar am Mieder; 
doch unbeweglich gleich dem Stein 
steht hinterm Block der wilde Rieder. 
Er sieht sie nicht, nur ihren Fuß, 
der tändelnd schaukelt wie ein Schiff, 
zuweilen treibt des Windes Gruß 
auch eine Locke um das Riff; 
doch ihres heißen Odems Zug, 
Samumes Hauch, glaubt er zu fühlen, 
verlorne Laute wie im Flug 
Lockvogel um das Ohr ihm spielen. 
So weich die Luft und badewarm 
berauschend Tymianes Duft, — 
sie lehnt sich, dehnt sich, ihren Arm, 
den vollen, streckt sie aus der Kluft, 
schließt dann ihr glänzend Augenpaar — 
nicht schlafen, ruhn nur eine Stunde — 
so dämmert sie, und die Gefahr 
wächst von Sekunde zu Sekunde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.