6. Preußens Fall und Wiederaufrichtung unter Friedrich Wilhelm IIT. 169
glänzendsten Sieg (2. Dezember 1805); das russische Heer war vollständig
aufgelöst. Kaiser Franz mar durch die unerwartete Niederlage so bestürzt,
daß er schon zwei Tage nach derselben um Frieden bat. Hcmgwitz, der
ohnehin vom Könige die Weisung erhalten hatte, ans jeden Fall den Frieden
mit Frankreich zu erhalten, und in übertriebener Angst sogar ein Bündnis
Österreichs mit Frankreich fürchtete, wagte nicht mehr von Bedingungen oder-
gar Drohungen zu sprechen, sondern schloß (15. Dezember) eigenmächtig zu
Schönbmnn ein Schutz- und Tmtzbüüduis mit Frankreich: Preußen trat
Kleve und Neuenburg an Frankreich, Ansbach an Bayern ab und sollte
außer einer von Bayern zu zahlenden Entschädigung Hannover erhalten.
Jetzt mußte auch Österreich die ihm vorgeschriebenen Bedingungen annehmen;
es verlor Venetien, Tirol und Vorarlberg. Bayern und Württemberg
wurden zu Königreichen, Baden zu einem Großherzogtum erhoben.
Kaiser Alexander gab den Krieg noch nicht auf, sondern stellte seine in
Schlesien und Polen stehenden Heere unter den Oberbefehl des Königs von
Preußen, der jetzt über 300000 Mann kriegsbereiter Truppen gebot, aber
trotzdem auch jetzt noch den Krieg zu vermeiden suchte.
3. Die Schlacht bei Jena.
Den Schönbrunner Vertrag wollte Friedrich Wilhelm m. schon deshalb
nicht anerkennen, weil derselbe Preußen in einen Krieg mit England ver¬
wickeln mußte; er wagte ihn aber nicht einfach abzulehnen, sondern sandte
Haugwitz zu neuer Verhandlung nach Paris, während das Heer abrüstete.
Napoleon ließ in aller Stille feine Heere gegen die preußische Westgrenze
vorrücken, erklärte dann den Schönbrunner Vertrag für nicht mehr bindend
und zwang Preußen zur Annahme eines noch schimpflicheren: von einer Ent¬
schädigung für Ansbach war keine Rede mehr, Preußen mußte Hannover
seinen Staaten einverleiben und den Engländern die hannoverschen Flüsse
sperren. England erwiderte diese Feindseligkeit damit, daß es alle
preußischen, besonders viele ostfriesische Handelsschiffe wegkaperte. Dadurch,
daß Preußen sich von seinem Feinde aus Kosten einer bisher befreundeten
Macht beschenken ließ, verlor es bei allen Staaten an Achtung und Vertrauen.
So hatte Napoleon Preußen von seinen bisherigen Freunden getrennt, es ver¬
ächtlich gemacht; jetzt suchte er es zum Kampfe zu zwingen, um es auch mit
Waffen niederzuschlagen. Bayern, Württemberg, Beiden, Mainz, Darmstadt,
Nassau, das von Napoleons Schwager Murat regierte Großherzogtum Berg
und andere, im ganzen sechzehn, Staaten vereinigten sich 1806 zu einem
Rheinbund e unter Napoleons Protektorat; sie verpflichteten sich, Frankreich
für jeden Festlandskrieg 63000 Mann Hilfstruppen zu stellen, und erhielten
dafür Vergrößerung ihres Gebiets durch Unterordnung bisher selbständiger
Herrschaften und freier Städte, sowie vollständige Souveränität. Von Napoleon
gezwungen, legte Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder. Damit endete
das heilige römische Reich deutscher Nation! (6. August 1806.)
Napoleon besaß jetzt aus dem Festlande eine erdrückende Übermacht, allein
150000 deutsche Soldaten standen ihm zur Verfügung. Als Preußen, das
jetzt von ihm am meisten zu befürchten hatte, sich darüber beschwerte, daß