1. Die Errichtung des Deutschen Reichs durch Kaiser Wilhelm den Großen. 277
Dem entsprachen auch die großen Opfer. Der Sieger verlor an Toten und Ver¬
wundeten 9000 Mann, der Besiegte aber 44000, unter diesen 20000 Gefangene.
Die Siegesnachricht erregte in Preußen großen Jubel, im Auslande
Bestürzung, in Paris besonders Neid. Schon am Tage nach der Schlacht
erschien Gablenz beim Könige, um einen Waffenstillstand anzubieten; dann
meldete ein Telegramm Napoleons, daß der Kaiser von Österreich ihm
Venetien abgetreten habe. Erzherzog Albrecht hatte zwar gegen die Italiener
siegreich gesuchten; trotzdem hatte der Kaiser sich zu der Abtretung Venetiens
an Napoleon entschlossen, um sein gegen Italien kämpfendes Heer zum Schutze
Wiens zu verwenden und vielleicht sogar von Napoleon Hilse zu erlangen.
Deshalb galt es für Preußen, rasch zu handeln. Zwar wies König Wilhelm
die von Napoleon angebotene Ver¬
mittelung nicht zurück, lehnte indes
den Waffenstillstand ab und setzte
(ant 6.) die Verfolgung fort. Der
Kronprinz marschierte ans Olmütz,
wo Benedek die Trümmer seines
Heeres sammelte, die erste Armee
lind mit ihr der König zog auf
Brünn, die Elbarmee auf Wien zu,
während die soeben eingetroffene
Landwehr Böhmen, auch Prag,
besetzt hielt. Beitedef wich vor dem
Kronprinzen in der Richtung auf
Wien zurück, aber Prinz Friedrich
Karl verlegte ihm den Weg und
drängte ihn nach Ungarn. Schon
hatte der linke preußische Flügel
einen Teil des österreichischen
Heeres bei Preßbnrg abgeschnitten,
um dauu die Donau zu über¬
schreiten und Wien im Süden an- Mantenssel.
zugreifen; schon sah das übrige
preußische Heer die Hauptstadt vor sich liegen und war jeden Augenblick zum
Angriff bereit: da wurde durch Napoleons Vermittelung ein Waffenstill¬
stand auf fünf Tage geschlossen, dem am 26. Juli die vorläufigen Friedens-
bestimmnngen folgten. Österreich verzweifelte an fernerem Widerstände, Na¬
poleon scheute sich, mit seinem unfertigen Heere in beit Krieg einzugreifen, und
von seinen deutschen Bundesgenossen konnte Österreich keine Hilfe erwarten.
Auf dem westlichen Kriegsschauplätze hatte das kleine preußische
Heer unter dem Oberbefehl Vogel v. Falckensteins das bayrische Korps
und das achte Bundes-Armeekorps (Württemberger, Badenser, Kurhessen,
Hessen-Darmstädter, Nassauer und Frankfurter) geschickt auseinandergehalten
und — jenes bei Kissingen, dieses bei Aschassenbnrg — geschlagen; schon
am 16. Juli konnte es Frankfurt besetzen. Dann wurde v. Falckenstein zum
Statthalter von Böhmen ernannt, und v. Mantenffel trat an feine Stelle,