Full text: Lesebuch aus Gustav Freytags Werken

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Das Mittelalter. (1100—1250.) 
Natur und schärferem Schwertschlag. Auch der Papst war etwas 
weit anderes als jener schutzlose Kirchenfürst, der sich Hülse flehend 
an den Frankenkönig angelehnt hatte, er stand jetzt als höchster 
Herr in der Christenheit, der wohl besiegt, nicht mehr aus die 
Dauer unterworfen werden konnte. Sachsen, Slaven und die 
Ungarn im untern Donaugebiet waren Christen geworden, aber 
ihre Politik war dem deutschen Könige deshalb nicht weniger ge¬ 
fährlich, weil sie mit Ritterwaffen und als erfahrene Heergenossen 
widerstritten. Des Kaisers Majestät und Siege vermochten auch 
dort nur persönlichen Ersolg zu schaffen, nicht mehr nngebündigte 
Völker durch Kreuz und Glockenklang an die Herrschaft zu fesseln. 
Anders ist deshalb das Zeitmaß der drei großen Akte, in denen 
die Tragödie dieses Heldenlebens verläuft. Friedrich bedurfte lange 
Zeit fast ausschließlich für die Kriege, in denen er sich durchsetzte; 
gefährlicher war der Streit für ihn selbst, nach unendlichem Ringen 
drohte noch eine große Niederlage alles 311 verderben; als Sieger 
mußte er zuletzt Versöhnung mit den Feinden suchen. 
Aber auch in seinem Leben folgten auf harte Kriegsarbeit 
xsahre verhältnismäßiger Ruhe, wo er als gewaltiger Herr des 
Abendlandes waltete. Und auch sein Leben wurde in dieser Zeit 
zu einem unermeßlichen Segen für die Kultur des deutschen Volkes; 
neue Bildung, neue Poesie in heimischer Sprache und neue Kunst 
des edelsten Handwerks sproßten fröhlich auf deutschem Boden 
empor. Zuletzt wieder endigte ähnlich wie der fränkische Karl auch 
der Hohenstaufe, indem er der weltbewegenden Idee verfiel, welche 
durch die Kirche feiner Zeit versündigt und ausgebeutet wurde. 
Der Gegner und Besieger des Papstes nahm als Greis das Kreuzes¬ 
zeichen und ertrank als Kämpfer gegen die Saracenen im Morgen¬ 
lande. So ist allerdings die Fügung seines Geschickes der des 
ersten deutschen Kaisers vergleichbar. Aber es ist nicht mehr das 
junge, saunt gebändigte Volkstum der Deutscheu, welches ihn trägt, 
unfreier und bedrängter arbeitet feine dauerhafte Kraft mit untilg¬ 
baren Gegnern; er ist nicht mehr Alleinherrscher und freier Grund¬ 
herr eines ungeheuren Gebietes, der auf fruchtbarem Neuland feine 
eaaten wirft, er ist ein vornehmer Herr unter mächtigen Rivalen, 
deren Dasein wie das seine im Zwange eigentümlicher Kultur und 
festgeformter Interessen verläuft; was sich in ihm verkörpert, ist
	        
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