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stn Leib unb ^eelc mußte man Zum Beten gehen. Daher 6 ab etc man tu
fließenbem Wasser, bevor man bem Gotte nahte. Der Unreine entsühnte
M durch Räucherung mit Schwefel unb Lorbeer, ober er schritt über ein
Feuer. Damit kein Geräusch bte heilige Haublung störte, verharrten bie
Anbächtigen aus bas Gebot bes Pricitcrs (favete linguis) in ehrsurchts-
uo dem ^d)weigen. Wahrenb beä Opfers Mies ein tibicen, bcr Op fern bc
verhüllte sein Haupt. Der Bctenbe staub, bas Gesicht nach Osten oder nach
bem Bilbe bes Gottes gerid)tet, bie Hänbe zum Himmel erhoben, ober bei
Gebeten zu einer Meeresgottheit zum Meere hingestreckt, bei Anrufungen
uutciirbifd)cr (Mütter bie ($ibe berühreub. Söähreub bes Gebetes setzte mein
mit beii Hauben ben Altar an, baun legte man bie Hctnb aus bcn Munb
(adoiatio), bichtc iid) von links und) rcd)t0, bei gewissen Stillten von rcd)t§
nach links, ober man schritt um ben Altar, unb setzte sich bann.
-L ad 'l pf ertiei-, geschmückt mit Btnben unb Zaubern (infulae, cigent-
(ich Flocken aus Wolle, bie in regelmäßigen Zwischenräumen mit einem
Banbe (vitta) zusammengeknotet würben (vgl. Taf. XII4 b u. 1), weihte bcr
Priester bcm Gotte, inbent er auf bcn Kopf besselbeu mola salsa streute
(immolatio) unb aus einer Schale Wein hinaufgoß, bei gewissen Opfern
einige Kopfhaare abschnitt unb ins Feuer warf unb mit bcm Messer einen
Strich Über bcn Rücken von ber Stirn bis zum Schweife zog. Darauf
würbe bas Opfertier getötet, bas Blut in einer Schale aufgefangen unb
auf ben Altar gegossen. Bei bcn Sühnopfern würbe bas Opfertier in bcr
Regel entweber ganz verbrannt ober bcn Priestern überlassen, bei ben
Bitt- unb Dankopfern opferte man bie exta (Leber, Galle, Lunge, Herz)
unb verzehrte bas Fleisch (viscera). Die exta hatten bie Haruspizes
(s. § 286) baraushin zu prüfen, ob bas Opfer bcr Gottheit angenehm fei.
Ergab bie Untersuchung bcr exta ein ungünstiges Resultat, so mußte bas
Opfer erneuert werben. Im anbeten Falle würben btc exta gekocht ober
gebraten, zerlegt unb auf einer Schüssel ausgebreitet, bann mit mola salsa
bestreut, mit Wein besprengt imb auf bcn Altar gebracht.
296. ^it^ Zeiten bcr Rot würben nad) Befragung ber sibhllinischen
Bücher vom Senate Bitttage (supplicationes) nngeorbnet unb unter
Beteiligung bcr gesamten Bürgerschaft nach griechischem Ritus begangen.
Born Tempel bes Apollo zogen bie Bctcnbcn, mit Lorbeer kränzen geschmückt,
unter Gesang unb Saitenspiel an allen heiligen Stätten umher. Man be¬
rührte mit bcm Antlitz bie Schwellen ber Heiligtümer unb warf sich vor ben
Götterbilbcrn iiieber, umfaßte ihre Stute und küßte ihnen Hänbe unb Füße.
%5n ähnlicher Weise würben Dankfeste (ebenfalls supplicationes genannt)
nad) glücklichen Ereignissen gefeiert.
Mit bcn Bittfesten waren bte lectisternia häufig verbunben. So
hießen bie Göttermahlzeiten, bei bcuen man bie Bilbcr von Göttern, wahr¬
scheinlich Holzfiguren mit Köpfen aus Marmor, Erz ober Wachs, auf Polster
{lectus ober pulvinar) legte, bie von Göttinnen auf Stühle setzte unb ihnen