IV. Das Religionswesen. Die Spiele.
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(55 v. Chr.) das erste steinerne Theater erbaute (s. § 186). Der Spielgeber
warb und besoldete die Schauspieler. Obwohl diese meist Sklaven oder Frei¬
gelassene waren, und ihr Stand verächtlich erschien, so besserte sich doch ihre
Lage int Laufe der Zeit so bedeutend, daß berühmte Schauspieler, wie Roseius
nnd Äsopus, zur Zeit Ciceros große Reichtümer erwarben und die Freund¬
schaft der angesehensten Männer genossen. Die Schauspielergesellschaften
(greges, catervae) wurden von einem Direktor (dominus gregis) geleitet,
der in älterer Zeit dem Dichter das aufzufirhreude Stück abkaufte oder die
Abschätzung desselben für die Bezahlung des Spielgebers übernahm. Das
Drama bestand ans gesprochenen Scenen (diverbia) und Gesangscenen
(cantica). Den Text der cantica trug ein Sänger unter Flötenbegleitung
vor, während der Schauspieler ihren Inhalt pantomimisch ausdrückte. xJcur
die dem griechischen Originale nachgebildete Tragödie hatte einen Chor,
dessen Gesänge der choranles mit der Doppelslöte begleitete. Bei der Anf-
sührung fand zwischen den Schauspielern ein Wettkampf um den Beifall der
Zuschauer statt, wodurch ein leidenschaftliches Parteitreiben mif häufigen
Tumulten herbeigeführt wurde. Siegespreise waren Palmen, Kränze aus
Gold- oder Silberblech, kostbare Kleider und Geld. Eine besondere Gattuug
der scenischen Darstellungen war die atel'lana, eine Komödie mit stehenden
Charakterfiguren, anfänglich von jungen Bürgern, später von Schauspielern
aufgeführt und besonders als Nachspiel der Dramen (exodium) gegeben.
Häufig wurde als Nachspiel auch der mimus verwendet, gleichfalls ein
Charakterbild cutö dem gemeinen Leben, aber ohne die stehenden Charakter¬
figuren der Atellana. Irr dem Mimus traten die Schauspieler ohne
Masken, die seit Roseius üblich waren, aus, und die Frauenrollen, die sonst
von Männern gegeben wurden, wurden hier von Frauen gespielt. Zur Zeit
des Augustus kam noch der pantomimus hinzu. Cin Chor sang unter
Begleitung von Flöten und anderen Instrumenten die die Handlung zu¬
sammenfassenden, meist der Mythologie entnommenen cantica, die cin Tänzer
durch Tanz und rhythmische Gestikulationen darstellte.
300. Die nmphitheatralischeu Spiele bestanden in Gladiatoren¬
kämpfen, Tierhetzen und Nmtntnchicen. Die Fechterspiele wurden anfangs
zur Feier von Bestattungen oder zum Andenken an Verstorbene gegeben.
Sie wurden bald sehr beliebt und cin gutes Mittel, die Gunst des Volkes
zu erwerben, doch blieben sie bis in die Kaiserzeit freiwillige Leistungen
(tnunera). In Rom fanden die Gladiatorenkämpse ans dem Forum statt,
dann in Amphitheatern, die bis zur Kaiserzeit sür jede Aufführung ans
Holz errichtet wurden (f. § 181), oder im Cirkus. Steinerne Amphitheater
gab es außer in Rom in zahlreichen Städten Italiens und der Provinzen
(Taf. XIV 3). Die Gladiatoren waren Verbrecher, Kriegsgefangene, Sklaven
und freiwillig Angeworbene (auctorati). Gladiatorenbanden befanden sich
im Privatbesitz, oder sie wurden von Unternehmern gehalten, die sie an die
Spielgeber vermieteten oder verkauften. Sie erhielten ihre Ausbildung in