Das Privatleben der Römer. Die Kleidung.
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gezogen wurde, und der Handhabe (Taf. XXII1). Lampenträger (cande-
labra) gab es in den mannigfachsten künstlerischen Formen (Taf. XXII2,3,4).
Die Geräte zum Sitzen (cathedra Stuhl mit einer Rücklehne, solium
Thronsessel (Taf. XXII5), subsellium Bank, sella Sessel ohne Lehne,
bisellium Doppetfeffet (Taf. XXII g) lehnten sich an griechische Vorbilder an.
Von Tischen waren am kostbarsten die mensae citreae, deren Platten aus
Citrusholz mit ungeheuren Summen bezahlt wurden. Auf den abaci
(Taf. XXII7) stellte man kostbare Geräte aus, ebenso dienten als Prunk¬
tische die nach dem Muster des griechischen xpi-ou? gearbeiteten delpkicae
(sc. mensae Taf. XXII s). Die Gefäße zeigeu dieselbe Mannigfaltigkeit wie
ihre griechischen Muster. Eine in Pompeji gefundene Schüssel (lanx) stellt
Taf. XXII9, einen Mischkrug und Trinkgefäße, die zu dem bei Hildesheim
(1868) gemachten Funde gehören, Taf. XXIIIi,2 dar. Eine Zusammen¬
stellung von Glasgefnßen gibt Taf. XXIII3. Zu erwähnen sind noch
Prachtgefäße, die in Form von Mischkrügen, Amphoren, Urnen und Pateren
zum Schmuck von Hallen und Gärten und inneren Räumen angefertigt
wurden (Taf. XXIII4,5,6,7).
Die Kleidung.
304. Die tunica war ein dem Hemde ähnliches Kleidungsstück aus
weißer Wolle mit kurzen Ärmeln oder ärmellos. Die Tuuika wurde üb er¬
den Hüften so gegürtet, daß sie bis §n den Knieen reichte. Schon früh
wurde es Sitte, unter der Tunika noch ein Hemde (tunica interior,
subucula) anzulegen. Zu der Standestracht der Senatoren und Ritter
gehörte die Tunika mit einem vom Halse vertikal hinablaufenden Purpur-
streife» (clavus). Seit dem siebenten Jahrhundert hatte die Tunika der
Senatoren einen breiten, die der Ritter einen schmalen Purpurstreifen
(latus, angustus clavus, tunica laticlavia, angusticlavia).
Die toga, das römische Nationalgewand, war ein weißes, wollenes
Tuch von elliptischer Form, das man über die linke Schulter schlug, so daß
es vorn bis auf die Erde reichte, dann hinter dem Rücken weg unter dem
rechten Arm nach vorn zog und über die linke Schulter zurückwarf. Der
Faltenbausch, der vou der rechten Seite zu der linken Schulter sich hinaufzog,
hieß sinus (Taf. XXIII s). Einen purpurnen Besatzstreifen hatte die toga
praetexta, die die höheren Beamten und die freigeborenen Knaben trugen.
Bei den Amtsbewerbern war die Toga glänzend weiß (toga candida, daher
candidati), von dunkler Farbe (toga sordida, pulla) war sie bei Trauernden.
Uber die toga picta und die tunica palmata s. § 260.
Die Frauen trugen eine doppelte Tunika, eine innere, eng anschließende
und darüber die lange, faltenreiche stola, die gegürtet wurde und bis zum
Bodeu hinabreichte (Taf. XXIV1). Als Überwurf diente ein der Toga
ähnliches ^nch (palla Taf. XXIV 2).
Wagner u. v. Kobilinski. Ltf. d. griech. u. rem. Altertümer. 2. Aufl. 12