Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Dritte Periode. 
Vom Interregnum bis zur Reformation 1254—1517. 
§ 31. 
Das Interregnum in Deutschland 1254—1273. 
Mit dem Falle der Hohenstaufen war die Herrlichkeit des Reiches dahin. 
Ihr Streben, die kaiserliche Macht zu voller monarchischer Gewalt zu er- 
heben, war vereitelt worden durch die Übermacht des Papstes, die Eisersucht 
der Fürsten, den Freiheitssinn der Städte. Von nun an hat das Kaisertum 
seine höhere Bedeutung verloren. Besonders erniedrigt wurde es während 
des Interregnums. Als nämlich, zwei Jahre nach Konrads IV. Tode, sein 
jY Geaenkönia Wilbelm von .Rolland auf einem Zuge gegen die Friesen erschlagen 
worden war, wählte ein Teil der deutschen Fürsten den GrafenMiL^ard 
von Cornwallis. einen Bruder des Königs von England, der andere den 
König Alfons von Kastilien zum Kaiser. Keiner dieser Ausländer 
gewann Ansehen im Reiche: Richard kam selten, Alfons niemals nach 
Deutschland. Die wichtigsten kaiserlichen Rechte ainaen an die dürften ver- 
loren, so daß Deutschland seitdem nicht mehr ein kräftiges 
einheitliches Reich bildete, sondern in eine Menge einzelner Landes- 
gebiete sich aufzulösen begann. Im Innern herrschte die größte Verwirrung; 
Faustrecht und Raubritterwesen nahmen überhand. 
In dieser Zeit der Verwirrung waren es die deutschen Städte, die, so- 
weit ihre Macht reichte, Ordnung schusen. Sie traten, um sich gegenseitig 
zu schützen, zu Bündnissen zusammen. So entstand der rheinische Städte- 
bund, dem Basel, Freiburg, Speier, Worms, Mainz, Frankfurt, Köln und 
Metz u. a. angehörten und dem sich auch einige Fürsten anschlössen. Er sicherte 
die Rheinstraße und ging rücksichtslos gegen die Friedensbrecher vor. Viel 
mächtiger ist der^amabund. dessen erste Anfänge in die Zeit des Interregnums 
fallen Dündnis von Hamburg und Lübeck 1241). Während der rheinische 
Städtebund bald zerfiel, traten der norddeutschen Hansa mehr als 70 reiche 
und mächtige Städte, meist Reichsstädte, bei. Lübeck wurde Vorort. Köln, 
Soest, Magdeburg, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Stralsund waren 
neben Lübeck die wichtigsten Hansastädte. Die wichtigsten F a k t o r e i e n der 
Hansa im Auslande waren der Mah.lh.os in Lmümn, die Stadt Mrgen m. 
Norwegen und der St. Petersbof in Nowgorod am Wolchow. Dem Nor- 
weger haben die Hansen den Pflug in die Hand gegeben, d. h. ihm die Land- 
Wirtschaft gelehrt. Der Bund hielt in Deutschland lange fest zusammen.
	        
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