Full text: Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht

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ganze Seiten, die vorher in Holz ausgeschnitten waren, abdruckte. 
Auch versuchte man dies mit ganzen Buchen:, es war aber sehr 
mühsam, da immer zu jeder Seite eine besondere Holztafel gehörte. 
Da kam ein deutscher Edelmann in Mainz Namens Johann Guten¬ 
berg (eigentlich Gensfleisch von Sorgenloch) auf den Gedanken 
die Buchstaben einzeln herstellen zu lassen, um sie dann zu Wörtern. 
Zeilen rc. zusammenzusetzen und abzudrucken, was den Vorteil 
hatte, daß die einzelnen Schriftzeichen, Lettern, nach dem Ge¬ 
brauch wieder auseinandergenommen und zu neuem Druck benutzt 
werden konnten. 
Gntenberg verband sich, da es ihm an Mitteln fehlte,_ mit 
einem reichen Mainzer, Johann Fust (Faust), und dessen Schwieger¬ 
sohn Peter Schösser, der namentlich die bisherigen Lettern aus 
Holz und Blei durch die aus einer geeigneteren Metallmischung 
gegossenen verdrängte und die aus Leinöl und Kienruß hergestellte 
Druckerschwärze erfand. Das erste Werk, welches man druckte, 
war eine lateinische Bibel in drei Bänden. Der edle Erfinder 
aber wurde von seinem Verbündeten Faust um die Vorteile seiner 
Erfindung gebracht. Faust, ein habsüchtiger Mann, uahm, da 
Gutenberg eine von ihm geliehene Summe nicht zu zahlen ver¬ 
mochte, die Druckerei in Beschlag und druckte auf eigene Hand. 
Er hielt die Sache sehr geheim und ließ seine Gehilfen sogar ein¬ 
schließen, damit sie die sehr einträgliche Kunst nicht verraten 
konnten. Aber als Mainz in einem Streit zweier Erzbischöfe 
erobert und geplündert wurde, flohen Fausts Gehilfen nach allen 
Gegenden und verbreiteten die Erfindung über ganz Deutschland 
und Europa. — Gutenberg starb arm, als Hofkavalier des Erz¬ 
bischofs zu Mainz. Im Jahre 1837 wurde dem edlen Erfinder 
in seiner Vaterstadt Mainz ein Denkmal errichtet. Die Mönche, 
denen das sonst so einträgliche Bücherschreiben nicht mehr soviel 
abwarf, eiferten gewaltig gegen die neue Kunst. Sie erklärten 
sogar, Faust, der mit seinen billigeren Bibeln auf Märkten umher¬ 
zog, stehe mit dem Teufel in Verbindung, und die roten Anfangs¬ 
buchstaben auf den Titelblättern seien mit Menschenblut geschrieben. 
— Die Buchdruckerkunst hat sehr segensreich gewirkt. Durch eine 
wohlseile Herstellung der Bücher war deren allgemeinere Verbreitung 
ermöglicht nnd damit die allgemeinere Verbreitung geistiger Bildung 
und der Wissenschaften erleichtert. 
Die Holländer wollen den Deutschen das Verdienst dieser Erfindung 
streitig machen, indem sie Lorenz Janssen, genannt Koster oder Köster, 
aus Harlem als Erfinder angeben, dem sie dortselbst auch ein Denkmal 
errichtet haben. — 
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